Kommunikation Strichmännchen gefangen in Smartphone

Es ist zum Haare Raufen! Da bin ich nach meiner Flucht aus dem Nirgendwann kaum ein paar Tage in dieser ach so »modernen« Welt und schon sehe ich mich genötigt, ein Phänomen zu kommentieren, das selbst mich in seiner Absurdität überrascht. Und ich habe wahrlich schon einiges erlebt.

Ihr starrt auf kleine rechteckige Gegenstände. Permanent. Beim Gehen, beim Essen, sogar während ihr miteinander sprecht. Diese »Smartphones« scheinen eine Art primitive Kommunikationshilfe zu sein, mit der ihr mühsam Nachrichten in winzige Tasten hämmert oder Bilder eures Essens an andere übertragt. Faszinierend.

Und mein neuer unfähiger Seelenwahrer Adam ist sogar Experte darin. Muss daran liegen, dass er stumm ist. Na ja, er hat ja auch sonst nichts zu sagen. Oder zu melden. Aber egal.

In meiner Zeit kommunizierten zivilisierte Wesen (damit meine ich Unvergängliche wie mich) durch Gedankenübertragung. Eleganter. Schneller. Und man musste nicht wie ein Tölpel auf ein Glasstück starren. Jedenfalls galt das für bestimmte Konstellationen. Familie, Freunde, enge Vertraute und natürlich auch nur für sehr private oder dringende Nachrichten. Wir waren in der Lage, den restlichen Gedankenmüll einfach abzublocken. Ich meine, wer will schon den Geschmack von Dörrfleisch im Mund haben, nur weil der beste Freund gerade auf Diät ist? Nein, Danke!

Besonders amüsant ist eure Gewohnheit, jeden banalen Gedanken sofort zu »posten« – ein Wort, das vermutlich von »Post« stammt, als würdet ihr tatsächlich Briefe verschicken. Früher teilten Menschen nur mit, was wichtig war. Heute erfahre ich ungefragt, was jemand zum Frühstück hatte. Das ist ekelhaft, selbst wenn es ein Müsli statt Dörrfleisch ist.

Aber vielleicht ist das der natürliche Lauf der Dinge. Wenn man nur wenige Jahrzehnte zu leben hat, muss man wohl jeden Moment dokumentieren. Eigentlich könnt ihr mir leid tun. Trotzdem solltet ihr mal eure Prioritäten überdenken. Ihr habt nämlich viel größere Probleme, wisst es nur noch nicht. Die Risse im Zwielicht … nun ja …

Viel Glück! 

Postscriptum von Solon

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5 Meinungen zu “Kommunikationsgeräte für Barbaren

  1. Werter Solon Weltengänger, müssen Sie gleich in Ihrem ersten Beitrag so unfreundlich zu Ihren Mitwesen sein? Ich sagte es Ihnen bereits, als Sie neulich in London durch die Tür meiner Apotheke gestolpert sind: Es liegen schlechte Energien in der Luft! Aber das wissen Sie besser als ich. Sie haben ja selbst auf die Risse hingewiesen. Und darum sollten wir zusammenarbeiten, nicht gegeneinander. Magische Grüße, Madame Mercer

    1. Nichts läge mir ferner, als Sie zu beleidigen, Madame Mercer. Na ja, fast nichts. Falls Sie künftig meine Unterstützung benötigen, wissen Sie ja, wo Sie mich finden. Dann entscheide ich, ob Ihr Anliegen meine Zeit wert ist. (SW)

  2. Lieber Solon, nun – ich kenne dich ja inzwischen schon ein paar Tage. Du wirst dich an die kleinen Kästchen gewöhnen müssen. Denn wie sollen wir sonst überwacht werden? Dann könnte ja jeder denken, was er will und das kann doch nicht gutgehen. Oder? Liege ich da falsch?

    1. Aha, Lea! Ich vermute, du hast in „Der Pakt von Babylon“ über mich gelesen, denn kennen tust du mich nicht! Und ich dich ebenfalls nicht! Aber sei’s drum. Eine valide Theorie, die du da aufwirfst. Praxis, möchte ich sagen. Ich kenne eure primitive Technik und die aktuellen Herrschaftsstrukturen noch zu wenig, um die Details zu bewerten. (Nicht, dass es mich besonders interessiert.) Aber technische wie auch magische Errungenschaften wurden seit Anbeginn der Zeit dafür benutzt, zu manipulieren und zu kontrollieren. Die Frage ist also weniger das Wie als das Wer … Im Grunde ist es aber ganz einfach: Ihr versklavt euch selbst. Mit Vergnügen. Das muss eine masochistische Ader in euch sein. Und wer schlau genug ist, das zu erkennen, nutzt es aus.

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