UFOs über Nürnberg: Was geschah im Jahr 1561?

Ufos über Nürnberg - Himmelsspektakel von 1561

Im Jahr 1561 geschah etwas sehr Seltsames über der Stadt Nürnberg. Augenzeugen beschreiben es als eine Schlacht am Himmel. In einem Flugblatt wurde das Nürnberger Himmelsspektakel in Wort und Bild festgehalten und regt bis heute die Phantasie von Forschern und Betrachtern an. Waren das damals Ufos über Nürnberg? Oder ist das alles nur Verschwörungstheorie?

Das Himmelsspektakel von Nürnberg

Stell dir vor, du lebst als Handwerker oder Färberin im Jahr 1561 in Nürnberg. In der Morgendämmerung des 14. April wachst du auf und wirst Zeuge eines Schauspiels, wie du es noch nie zuvor gesehen hast. Der Himmel ist von seltsamen Lichtern, bizarren Objekten und einem wirbelnden Energievortex erhellt. Blitze zucken, blutrote Kugeln und Kreuze erscheinen, dazu dunkle Rohre. Die Kugeln schießen zum Teil aus den Rohren hervor. Deine Nachbarn und dir völlig fremde Menschen eilen aus ihren Häusern. Mit offenen Mündern starrt ihr nach oben und könnt nicht glauben, was ihr da seht. Es sieht aus wie eine gigantische Schlacht am Himmel. Aber wer kämpft? Liegen göttliche Engelsscharen miteinander im Krieg? Dir wird Angst und Bang. Ist das der Tag des jüngsten Gerichts? 

Über eine Stunde dauert es, bis sich der Himmel wieder beruhigt und die Welt sich wieder in ihren normalen Bahnen dreht. Du hast die Himmelsschlacht überlebt. Aber was du gesehen hast, wirst du dein Leben lang nicht mehr vergessen.

Himmelserscheinung über Nürnberg
Himmelserscheinung über Nürnberg vom 14. April 1561 (Druck: Hanns Glaser | gemeinfrei)

Die Überlieferung der Himmelserscheinung

Das Ereignis des 14. April 1561 wurde vom Briefmaler und Drucker Hans Wolff Glaser auf einem Flugblatt festgehalten. Der obere Teil ist ein farbiger Holzschnitt, der untere Teil enthält die Beschreibung des Spektakels in altdeutscher Schrift.

Hier ein Auszug in modernem Deutsch:

Dies alles hat angefangen, miteinander zu streiten: Die Kugeln seien zunächst in die Sonne hinein geflogen, dann wieder heraus und gegeneinander geprallt, bald hätten auch die großen Rohre begonnen, Kugeln abzufeuern und einander zu beschießen. Gut eine Stunde lang habe Alles miteinander heftigst gestritten und gekämpft, sei dabei vor der Sonne auf- und niedergestiegen und habe sich bis zur Erschöpfung abgemüht. Schließlich seien – wie berichtet wurde – alle Objekte langsam vom Himmel herab auf die Erde gesunken, als wollten sie alles in Brand setzen und schließlich seien sie mit viel Dampf zu Boden gegangen und hätten sich aufgelöst. 

Das originale Flugblatt befindet sich heute in der Zentralbibliothek Zürich in der Schweiz.

Ob der Ersteller Hans Glaser selbst Augenzeuge des Spektakels war, lässt sich nicht eindeutig klären, jedoch hielt er sich laut den Nürnberger Stadturkunden zwischen 1540 und 1561 in der Stadt auf.

Ähnliche Ereignisse zum Nürnberger Himmelsspektakel

Das Himmelsspektakel von Nürnberg ist kein Einzelfall in der Geschichte. Himmelserscheinungen haben seit jeher die Phantasie der Menschen angeregt und Einzug in historische oder religiöse Dokumente und künstlerische Darstellungen gefunden.

Plecher Himmelsspektakel

Am 1. Juni 1554 wurde über Plech ein Ereignis beobachtet, bei dem »blaue Kugeln und Sterne« und »Reiter mit langen Lanzen« erschienen, die mehr als zwei Stunden lang gegeneinander kämpften.

Basler Himmelsspektakel

An drei Tagen, dem 15. und 28. Juli sowie dem 7. August 1566, wurden über Basel ungewöhnliche Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge beobachtet. Die Sonne strahlte, als wäre sie blutig. Am 7. August wurden schwarze Kugeln gesichtet, die sich mit großer Geschwindigkeit bewegten und gegeneinanderprallten.

Meteoritenfall zu Oxford

Ein farbiger Holzschnitt aus dem Har 1628 beschreibt höchstwahrscheinlich einen Meteoritenschauer, der über Oxford niederging. Die Bewohner beschrieben einen lauten Knall und der Niedergang der Meteoriten wurde mit einer himmlischen Heerschar streitender Reiter und Kanoniere verglichen.

Nordlicht über Rotenburg ob der Tauber

Ein Flugblatt aus dem Jahr 1630, gedruckt in Rotenburg ob der Tauber, stellt mit großer Wahrscheinlichkeit ein Nordlicht dar, das über Deutschland zu sehen war. Der Begleittext berichtet jedoch auch von einer Wolke bzw. einem hellen Wesen, das anschließend merkwürdig über den Himmel schwebte, verschwand und dann wieder erschien und zudem Strahlen verschoss. Das Objekt ist auch auf dem Flugblatt abgebildet.

Seltsame Erscheinungen am Himmel über einer mittelalterlichen Stadt (KI-Abbildung)
Mysteriöse Himmelserscheinung im Mittelalter (KI-Bild)

Mögliche Deutungen der »UFOs über Nürnberg«

Wissenschaftler und Forscher haben versucht, das Himmelsphänomen von 1561 rational zu erklären. Insgesamt geht die Deutung in Richtung eines natürlichen atmosphärischen Phänomens, wie etwa eine seltene Kombination aus Wolken, Sonnenlicht und atmosphärischer Brechung. Die moderne UFO-Forschung wählt dagegen einen kontroverseren Ansatz.

Meteorologie

Für Meteorologen ist die wahrscheinlichste Erklärung, dass es sich um eine Halo-Erscheinung mit mehreren Nebensonnen gehandelt hat. Himmelsspektakel wie Halos, Nebensonnen, Sonnen- oder Mondfinsternisse, Nordlichter und ähnliches wurden oft auf frühneuzeitlichen Flugblättern festgehalten. Andere schlagen vor, dass es sich um einen Meteoritenschauer handelte, wobei die Objekte am Himmel Fragmente eines kosmischen Trümmerfeldes waren. Auch könnten mehrere verschiedene Erscheinungen aus jener Zeit künstlerisch zu einem einzigen zusammengefasst worden sein.

Geschichtswissenschaft

Historiker weisen auf chronologische und historische Diskrepanzen im Holzschnitt hin, zum Beispiel auf die in Flammen stehende St.-Leonhard-Kirche. Diese wurde bei einem Brand 1508 zerstört und erst 1560 wieder aufgebaut. Damit bekräftigen sie die Theorie, dass verschiedene Ereignisse in der Darstellung und dem Bericht miteinander vermischt wurden. 

Zudem wurden Himmelsereignisse bzw. angebliche Himmelsschlachten seit der Antike und besonders im Mittelalter immer wieder aufgegriffen. Unter christlich-religiösem Einfluss wurden Himmelserscheinungen aller Art als Warnzeichen oder göttliche Wunder gedeutet. Insbesondere Himmelsheere und apokalyptische Reiter waren ein wiederkehrendes Motiv und wurden als Vorboten herannahenden Unheils oder des Jüngsten Gerichts gesehen. Berichte dieser Art endeten oft, wie auch das Nürnberger Flugblatt von 1561, mit einer christlichen Mahnschrift.

Ufologie

Einen anderen Ansatz wählt die UFO-Forschung. Einige glauben, dass das Ereignis eine Begegnung mit Außerirdischen war, wobei die Objekte am Himmel fortschrittliche Raumschiffe gewesen sein könnten, die möglicherweise in eine Schlacht verwickelt waren. Diese Theorien greifen die Ideen der Präastronautik auf, die besagt, dass außerirdische Zivilisationen im Laufe der Geschichte die Erde besucht haben könnten. 

Interessant ist in jedem Fall, dass sich die Berichte über Jahrhunderte in ihrer Grundstruktur nicht ändern und die beschrieben Objekte sich bis heute gleichen: Kugeln, Bälle oder diskusförmige Objekte mit einer schier unglaublichen Manövrierfähigkeit.

Eine moderne Interpretation der Himmelsschlacht über Nürnberg (KI-Bild)

Meine Meinung

Berichte über unerklärliche Himmelserscheinungen ziehen sich durch mehrere Jahrtausende. Oft ähneln sie sich in ihrer Beschreibung oder Darstellung. Man darf nicht vergessen, dass unsere Vorfahren besonders in den antiken Zivilisationen über bedeutende astronomische Kenntnisse verfügten und die Bewegungen der Gestirne und Erscheinungen am Himmel bereits seit grauer Vorzeit tradiert wurden.

Aus heutiger Sicht ist es natürlich bequem, diese Ereignisse als Naturphänomene zu erklären. Damit braucht man sich nicht mehr mit alternativen Deutungsmöglichkeiten zu befassen bzw. kann diese einfach ins Reich der Verschwörungstheorien verschieben. Außer Acht gelassen wird dabei die Ähnlichkeit der Berichte und ein fehlendes Motiv. Auch sollte man bedenken, dass die christlichen Mahnschriften nicht zuletzt kirchliche Propaganda waren und erst viel später ins Spiel kamen. Eine ähnliche Berichterstattung können wir im Übrigen auch heute wieder beobachten, nur dass es diesmal um den menschengemachten Klimawandel geht. Zu kalt? Klima. Zu heiß? Zu nass oder zu trocken? Klima. Tötet die furzenden Kühe und zahlt gefälligst eine Atemsteuer, denn sonst werden wir alle untergehen.

So gesehen hat sich seit dem Mittelalter nicht viel geändert.

Stellen die UFOs über Nürnberg und vergleichbare Bild- und Textzeugnisse wirklich eine Schlacht außerirdischer Zivilisationen dar, die im Luftraum der Erde ausgetragen wurden?

Die Frage lässt sich kaum beantworten, wenn wir nicht selbst ein solches Ereignis erleben. Aber wie würde die offizielle Erklärung heute ausfallen? 

Ein explodierender Wetterballon womöglich. Herabstürzende Trümmerteile eines Satelliten. In der Atmosphäre verglühende Bruchstücke eines Meteors. Et cetera.

Diese Ereignisse wurden und werden immer durch die Brille ihrer Zeit gesehen. Das ist heute nicht anders als damals.

Inzwischen gibt es jedoch zahlreiche gut dokumentierte und glaubwürdige Augenzeugenberichte und Videoaufnahmen unerklärlicher Objekte am Himmel, die nicht mit den gängigen Erklärungen beiseite zu schieben sind. In vielen Ländern findet mittlerweile eine fundierte wissenschaftliche Erforschung und Auswertung dieser Berichte statt, die damit nicht mehr nur in eine esoterische oder verschwörungstheoretische Ecke geschoben werden können. Das Thema wird zwar weiterhin kontrovers diskutiert, aber die Regierungen vieler Staaten nehmen es durchaus ernst. Sogar in Deutschland gibt es mittlerweile ein Interdisziplinäres Forschungszentrum für Extraterrestrik an der Universität Würzburg, das sich u.a. mit dem Phänomen ungeklärter Flugobjekte befasst.

Wie immer man zu dem Thema UFOs oder Außerirdische stehen mag – mit unserem heutigen Wissen über den Kosmos davon auszugehen, dass wir die einzigen intelligenten Geschöpfe in den Weiten des Weltraums sind, steht der kirchlichen Hybris des Mittelalters in Nichts nach. Inzwischen haben wir jedoch das Glück, nicht mehr auf dem Scheiterhaufen zu enden, wenn wir das herrschende (naturwissenschaftliche) Narrativ in Frage stellen. Jedenfalls nicht auf einem brennenden. Höchstens auf einem medialen.

Fazit

Das Himmelsspektakel von Nürnberg 1561 bleibt ein faszinierendes Rätsel der Geschichte. Ob nun UFOs, ein seltenes atmosphärisches Phänomen oder eine kunstvoll überlieferte Legende – die Wahrheit liegt wohl irgendwo im Zwielicht.

Was wir mit Sicherheit sagen können: Unsere Vorfahren haben etwas Außergewöhnliches beobachtet, das ihre Vorstellungskraft sprengte.

In einer Zeit, in der wir täglich neue Entdeckungen im Weltraum machen, sollten wir vielleicht offener für unkonventionelle Erklärungen sein. Gleichzeitig mahnt uns die Geschichte zur Vorsicht vor vorschnellen Schlüssen. Das Nürnberger Himmelsspektakel erinnert uns daran, dass es immer noch Mysterien gibt, die darauf warten, gelüftet zu werden.

Eure Meinung

Was haltet ihr von den UFOs über Nürnberg? Ist dem Künstler die Phantasie durchgegangen? War es einfach ein ungewöhnliches Wetterphänomen? Oder haben wir Besuch aus den Weiten des Alls erhalten? Schreibt es in die Kommentare.

Postscriptum

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Abbildungen: Gemeinfrei via Wikimedia Commons wie angegeben, alle anderen sind mit KI erstellt (Midjourney AI).

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