Burgen und Schlösser sind Zeugen vergangener Größe und vergessener Vorfahren. Ihr Anblick weckt Gefühle in uns, die wir nicht klar benennen können: Staunen, Ehrfurcht, Schauer, Romantik – von allem ist etwas dabei. In eine dieser verwunschenen Burgen möchte ich euch heute entführen.
Lasst uns gemeinsam die Geheimnisse der Wewelsburg entdecken – ein Ort, der nicht nur geschichtsträchtig ist, sondern auch einem düsteren Fantasy-Roman entsprungen sein könnte.
Lust auf einen Burgrundgang? Los geht’s!
Inhalt
ToggleEin Schloss mit Ecken und Kanten
Stellt euch vor, ihr seid Architekten im 17. Jahrhundert und euer Auftraggeber sagt: „Macht mal was Besonderes!“ Das Ergebnis? Die Wewelsburg –eines der wenigen Dreiecksschlösser in Deutschland. Zwischen 1603 und 1609 als Nebenresidenz der Fürstbischöfe von Paderborn erbaut, war sie von Anfang an ein Hingucker. Dreieckig, trutzig, schmuck und vielleicht ein klein wenig pompös.
Vom Fürstensitz zum Nazi-Enigma
Wir machen einen Zeitsprung ins Jahr 1934. Die Wewelsburg hat inzwischen einiges erlebt, aber nichts hätte sie auf ihren nächsten Mieter vorbereiten können: Heinrich Himmler, seines Zeichens Reichsführer-SS und selbsternannter Hobbyhistoriker mit einer Vorliebe fürs Okkulte.
Himmler dachte sich: »Warum nicht aus dieser alten Burg das spirituelle Zentrum meiner SS machen?« Klingt verrückt? Willkommen in der bizarren Welt der Nazi-Esoterik.
Umbau mit düsterem Beigeschmack
Himmlers Pläne für die Wewelsburg waren alles andere als bescheiden. Er träumte von einer Art »Gralsburg« für seine SS-Elite. Aber statt edler Ritter in schimmernden Rüstungen sollten hier SS-Offiziere in schwarzen Uniformen ein- und ausgehen.
Doch der Umbau hatte einen grausamen Preis: 1941 wurde eigens das KZ Niederhagen eingerichtet, um Arbeitskräfte für die Umgestaltung bereitzustellen. Schätzungsweise 1.285 Menschen verloren hier ihr Leben – eine düstere Erinnerung daran, auf welchem Fundament Himmlers Fantasien errichtet wurden.
Die "Schwarze Sonne" – eines der größten Geheimnisse der Wewelsburg
Im Nordturm befindet sich der berühmt-berüchtigte Obergruppenführersaal. Hier prangt im Boden ein Mosaik, das aussieht, als hätte jemand einen Handkreisel mit einem Hakenkreuz gekreuzt: die »Schwarze Sonne«.
Dieses Symbol taucht weder in der traditionellen Runenkunde noch in der bekannten Nazi-Symbolik auf. Es ist quasi der Joker unter den okkulten Symbolen – niemand weiß so recht, was es bedeutet, aber alle finden es irgendwie unheimlich. Seinen Namen erhielt es erst in Nachkriegszeiten und wurde zu einem Erkennungssymbol der rechtsextremen Szene.
Himmlers okkulte Obsessionen
Mit dem Symbol der »Schwarzen Sonne« sind die Geheimnisse der Wewelsburg nicht erschöpft. Himmler, bekannt für sein Interesse an germanischer Mythologie und okkulten Themen, sah in der Wewelsburg ein Zentrum für die ideologische Schulung seiner SS-Führer. Die genauen Inhalte dieser Schulungen sind nicht vollständig überliefert, aber sie standen im Einklang mit der NS-Ideologie und Himmlers persönlichen Obsessionen.
Und hier wird es richtig interessant! Denn obwohl vieles im Bereich der Spekulation bleibt, ranken sich faszinierende Theorien um Himmlers Pläne für die Burg:
Einige Theoretiker vermuten, dass die Wewelsburg in Himmlers Vorstellung eine tiefere mythologische Bedeutung hatte. Die dreieckige Form der Burg wird manchmal als Anspielung auf die Form der »Heiligen Lanze« gedeutet, eine der Reichskleinodien aus der Zeit des Heiligen Römischen Reiches.
Andere spekulieren, Himmler habe geglaubt, die geografische Lage der Burg hätte eine besondere energetische Bedeutung.
Besonders die Untergeschosse des Nordturms sind Gegenstand von Spekulationen. Es wird gemunkelt, dass dort okkulte Rituale stattfanden.
Die Aussagen sind umstritten, aber sie zeigen, wie sehr Himmlers okkulte Obsessionen und seine Pläne für die Wewelsburg die Fantasie der Menschen auch heute noch anregen. Und wer weiß – vielleicht verbirgt das alte Gemäuer ja doch noch das eine oder andere Geheimnis?
Man stelle sich vor: Während der Rest der Welt im Krieg versank, träumte Himmler hier möglicherweise von der Suche nach dem Heiligen Gral und versuchte, Verbindungen zum Übernatürlichen herzustellen. Vielleicht hoffte er auf übersinnliche Unterstützung für den »Endsieg«?
Wie dem auch sei – die Geheimnisse der Wewelsburg faszinieren Historiker und Mysteryfans bis heute.
Das Ende einer (Alb-)Traumburg
Als sich 1945 alliierte Truppen näherten, entschied Himmler: „Wenn ich sie nicht haben kann, kriegt sie keiner!“ und ließ Teile der Burg sprengen. Ein etwas drastischer Abschied, oder?
Von der Schreckensherrschaft zum Mahnmal
Heute ist die Wewelsburg ein Ort der Erinnerung und Mahnung. Seit 1982 beherbergt sie das Kreismuseum Wewelsburg, und 2010 wurde eine Dauerausstellung eröffnet, die kritisch die NS-Vergangenheit der Burg aufarbeitet. Im Westflügel ist außerdem eine Jugendherberge untergebracht.
Fazit: Wenn die Realität die Fiktion übertrifft
Die Geschichte der Wewelsburg könnte den Plot für einen neuen Mystery-Roman liefern. Sie zeigt, wie eine extremistische Ideologie sich mit Elementen des Übersinnlichen und Mythischen verbinden kann – eine gefährliche Mischung, die auch heute noch in manchen Kreisen ihre Anhänger findet.
Die Vermischung von Legenden und historischen Fakten macht die Wewelsburg für mich als Autorin so faszinierend. Einige Ereignisse meines Romans »Zeitläufer: Der Verborgene Raum« spielen im Jahr 1944 und greifen die Idee von unterirdischen Räumen, okkulten Nazi-Ritualen, dunkle Mächten, die nach geheimen Wissen streben, sowie die Verbindung zu Himmlers Forschungsgemeinschaft »Ahnenerbe« auf.
Wer weiß, welche Geschichten die Geheimnisse der Wewelsburg in Zukunft noch inspirieren mögen.
Eure Meinung ist gefragt!
Was denkt ihr über die Wewelsburg und ihre Geschichte? Sie ist ein wichtiges Mahnmal – aber was ist wahr, was erfunden? Muss man alles, was auf »okkulte« Praktiken hinweist, ins Lächerliche ziehen, nur weil sie in manchen Kreisen Anklang finden könnten? Oder ist auch eine kritische Auseinandersetzung mit diesen Theorien möglich, ohne dass ihre Befürworter gleich in eine bestimmte Ecke geschoben werden?
Ich bin gespannt auf eure Gedanken in den Kommentaren!
Möchtet ihr euch weiter inspirieren lassen? Dann schaut gern bei meinen Büchern vorbei oder folgt mir auf Instagram.
Abbildungen: Auf Originalbilder habe ich aus Urheberrechtsgründen verzichtet. Die verwendeten Bilder sind mit KI erstellt (Midjourney AI).
Halloi Mairi,
ein super spannendes Thema und ein düsteres Kapitel deutscher Geschichte! Ich wohne ja recht nah dran und habe die Burg schon unzählige Male besucht. Meine Tochter hat dort einmal einen Geburtstag gefeiert.
Die haben eine sehr gute Gedenkstätte und Museum dort aufgebaut und leisten hervorragende Arbeit. Es gibt regelmäßig Ausstellungen. Ich war mal zu einer Kräutergarten-aus-dem-Mittelalter-Ausstellung vor vielen Jahren dort – das war höchst interessant.
Wer in der Gegend ist, sollte sich die Burg anschauen. Es ist auch eine Jugendherberge, man kann also sogar dort übernachten!
Liebe Grüße,
Sonja
Danke für deinen Kommentar, liebe Sonja. Ich kann mir vorstellen, dass ein Besuch dort aufregend und bedrückend zugleich ist. Ich hatte leider noch nicht die Möglichkeit, mir die Wewelsburg anzuschauen. Im Norden sind Burgen allgemein rar gesät (daher vermisse ich meine süddeutsche Heimat). Hätte ich eine Burg in meiner Nähe, wäre ich ständig dort. 🙂
Liebe Grüße
Mairi
Liebe Mairi, das ist ein sehr interessanter Artikel! Von der Wewelsburg habe ich auch schon anderes gelesen, nämlich dass da ritueller Mussbrauch stattgefunden haben soll. Aber lange nach den Nazis. Ich schicke mal einen link, den Wahrheitsgehalt habe ich nicht nachgeprüft; https://wwg1wga-tv.de/view/menschenjagd-lea-meike-die-wewelsburg/BiRrn
Es gibt noch ein YouTube-Video zu dem Thema auf der Wewlesburg, aber das will ich hier nicht posten. Es ist so grausam, dass ich es selbst nicht anschauen konnte. LG von Lea
Hej Lea, das klingt krass, aber denkbar ist alles. In das Video habe ich nur kurz reingeschaut. Ich fand es schwer, der Erzählung inhaltlich zu folgen. Mir hat ein Rahmen und ein roter Faden gefehlt. Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass so etwas passiert ist und weiterhin passiert. Das muss ja nicht konkret mit der NS-Vergangenheit zu tun haben, sondern weil Orte wie die Wewelsburg durch ihren Ruf einfach eine gewisse Anziehung ausüben. Zudem handelt es sich um ein Tabuthema. Ich kann mir vorstellen, dass Betroffene es unheimlich schwer haben, ernstgenommen zu werden.
Liebe Grüße
Mairi