Die Welt der Gargoyles: Von antiken Ursprüngen bis zur Popkultur

Die Welt der Gargoyles (KI-Bild)

Entdecke die faszinierende Welt der Gargoyles!

Gargoyles sind mysteriöse Kreaturen. Sie haben eine lange Geschichte. Ursprünglich kennen wir sie als steinerne Wasserspeier an Kathedralen oder Brunnen. Aber auch aus der Popkultur, insbesondere der Fantasy, sind sie nicht mehr wegzudenken. Ihre Ursprünge reichen bis in den Alten Orient zurück. Was ist ihre Bedeutung und wieso faszinieren sie uns bis heute? Lasst euch überraschen. Im folgenden Blogbeitrag nehme ich euch mit in die Welt der Gargoyles. Gemeinsam entdecken wir ihre Geschichte – es sei denn, ihr fürchtet euch vor schaurigen Wasserspeiern. Dann lest lieber nicht weiter. 

Der Ursprung des Begriffs “Gargoyle”

Der Begriff »Gargoyle« hat seinen Ursprung im Französischen, genauer gesagt im Wort »gargouille«, was so viel wie »Kehle« oder »Schlund« bedeutet. Das deutsche Wort »gurgeln« ist damit verwandt. Ursprünglich wurden Gargoyles als Wasserspeier entworfen, die mit Abflusskanälen ausgestattet waren, um Regenwasser von den Dächern abzuleiten und so die Gebäude zu schützen.

Figürliche Wasserspeier findet man ab dem 5. Jahrhundert v. Chr., wobei die meisten von ihnen mit Löwenköpfen dargestellt werden, seltener mit Hundeköpfen oder als andere groteske Wesen. Im Laufe der Zeit entwickelten sie sich zu kunstvoll gestalteten Skulpturen, die nicht nur funktional waren, sondern auch symbolische und dekorative Zwecke erfüllten. Also alles ganz harmlos. Noch.

Die Welt der Gargoyles im Alten Orient

Die Ursprünge der Gargoyles, wie wir sie heute kennen, reichen noch viel weiter zurück. Um sie zu verstehen, müssen wir einen Blick auf den Alten Orient werfen. Im antiken Babylonien gab es eine Vielzahl von Mischwesen, die menschliche, tierische und dämonische Eigenschaften vereinten.

Ein bekanntes Beispiel ist der Lamassu, ein Schutzdämon mit dem Körper eines Stieres oder Löwen, den Flügeln eines Vogels und dem Kopf eines Menschen. Diese eindrucksvollen Wesen dienten als Wächter an den Eingängen von Palästen und Tempeln und sollten böse Geister und Eindringlinge abschrecken. Wer einmal im Museum vor diesen riesigen Statuen gestanden hat, der kommt aus dem Staunen kaum noch heraus.

Die Mischwesen des Alten Orients konnten auch auf Amuletten, Rollsiegeln und anderen Gegenständen dargestellt sein. Sie hatten meist apotropäische, d.h. Unheil abwehrende Funktion. So stellte man manchmal den Dämon oder das Unheil personifiziert dar, damit es sich selbst abschrecken sollte. Schlau, oder?

Die Parallelen zwischen den Mischwesen des Alten Orients und den Gargoyles sind naheliegend, sowohl in ihrer Funktion als Schutzfiguren als auch in ihrer hybriden Gestalt. 

Lamassu (menschenköpfiger geflügelter Stier) aus dem Palast von Sargon II
Lamassu aus dem Palast von Sargon II, Assyrien 8. Jh. v.Chr., heute im Louvre; (Foto: Marie-Lan Nguyen via Wikimedia Commons (gemeinfrei))

Die Entwicklung der Gargoyles im Laufe der Zeit

Ursprünglich waren Gargoyles rein funktionale Elemente der Architektur, die dazu dienten, Wasser abzuleiten. Doch im Laufe der Zeit entwickelten sie sich zu dekorativen und symbolischen Elementen. Insbesondere im Mittelalter erhielten Gargoyles eine neue Bedeutung als Schutzfiguren, die das Böse abwehren und die Gläubigen vor Gefahren bewahren sollten.

Die Darstellung von Mischwesen und dämonischen Figuren in der Kunst und Mythologie des Alten Orients könnte durchaus als Inspiration für die Gestaltung der späteren Gargoyles gedient haben. Ihre grotesken und dämonischen Gestalten waren dazu bestimmt, Angst zu erregen und negative Energien fernzuhalten. Im gotischen Stil wurden Gargoyles immer fantasievoller gestaltet, und ihre Anzahl an den Kathedralen und anderen gotischen Bauwerken nahm zu.

Am bekanntesten für ihre Gargoyle-Darstellungen dürfte die Kathedrale von Notre-Dame in Paris sein. Gargoyles sind unter anderem aber auch am Londoner Westminster Abbey, am Kölner Dom und zahlreichen weiteren herausragenden Bauwerken zu finden.

Gargoyle Wasserspeier Ulm
Wasserspeier am Ulmer Münster (Foto: Ramessos via Wikimedia Commons (gemeinfrei) / Bearbeitung: Mairi Carlsson)

In der Renaissance gerieten sie vorübergehend in Vergessenheit, erlebten jedoch im 19. Jahrhundert eine Wiederbelebung, insbesondere im Zuge der Neugotik.

Das klingt doch schon typisch nach Gargoyle, oder? Sie sind einerseits schrecklich anzusehen, aber andererseits können sie Gutes bewirken. Selten sind sie nur das eine oder das andere. Die Welt der Gargoyles ist ambivalent. Mal gut, mal böse, mal beides gleichermaßen.

Exkurs: Die Legende von La Gargouille

Die französische Legende von La Gargouille aus dem 7. Jahrhundert erzählt in verschiedenen Variationen von einer furchterregenden Kreatur, die das Volk von Rouen in Angst und Schrecken versetzte.

La Gargouille war ein drachenähnliches Wesen mit scharfen Klauen und der Fähigkeit, Feuer zu speien. Die Menschen lebten in Angst und Schrecken vor der Bestie, bis ein mutiger Priester namens Romanus auf den Plan trat. Er überzeugte die Bewohner, sich gemeinsam der Bedrohung zu stellen. Mit Fackeln und Waffen begaben sie sich in die Sümpfe, um La Gargouille aufzuspüren. Nach einer langen Suche griffen sie die Bestie an und Romanus gelang es, sie zu besiegen. Zurück in Rouen wurde der abgetrennte Kopf von La Gargouille als Warnung an böse Geister an der Kirche angebracht.

Diese Legende steht in enger Verbindung zur Entstehung der Gargoyles als architektonische Elemente. Die Wasserspeier wurden nach dem furchteinflößenden Kopf der Gargouille gestaltet und sollten Wasser ableiten und gleichzeitig als Schutzsymbole dienen. Die Geschichte von La Gargouille symbolisiert den Sieg des Guten über das Böse und die Stärke der Gemeinschaft. Darstellungen der Legende können noch heute an der Kathedrale von Rouen bewundert werden.

Diese Story hätte etwas aufbereitet auch in einer modernen Fantasy-Saga Platz, oder?

Gargoyles in der Popkultur

Die Darstellung von Gargoyles in der Popkultur hat im Laufe der Zeit verschiedene Entwicklungen durchlaufen. In der Literatur werden sie oft als mythische Kreaturen oder dämonische Wesen präsentiert, die eine bedeutende Rolle in der Handlung spielen.

Einer ihrer frühen Auftritte stammt aus der Kurzgeschichte »Maker of the Gargoyles« von Clark Ashton Smith aus dem Jahr 1932, in der ein mittelalterlicher Steinmetz seinen Hass und seine Begierden in zwei Gargoyles einfließen lässt, die daraufhin Tod und Zerstörung bringen.

Größere Bekanntheit erlangten die Gargoyles in der 1996er Disney-Zeichentrick-Verfilmung von Victor Hugos Roman »Der Glöckner von Notre-Dame«, der die Geschichte des buckligen Glöckners Quasimodo erzählt. Hier treten (anders als in der Vorlage) Victor, Hugo und Laverne als personifizierte Wasserspeier von Notre-Dame auf.

Vielen dürfte zudem die US-amerikanische Zeichentrickserie »Gargoyles: Auf den Schwingen der Gerechtigkeit« unvergessen sein, die von 1993 bis 1997 produziert wurde. Darin muss sich ein Gargoyle-Clan nach einem 1000-jährigen Schlaf im modernen New York zurechtfinden. Tagsüber werden die Gargoyles zu Stein, nachts erwachen sie zum Leben und bekämpfen Verbrechen. Die Komplexität der Handlung und die Tiefe der Charaktere machten die Serie nicht nur für Kinder zu einem besonderen Highlight. (Ich habe sie als Erwachsene gesehen und geliebt:).

Auch in Videospielen treten Gargoyles häufig als Gegner auf, und in Filmen und Fernsehserien werden sie entweder als schützende Figuren oder als bedrohliche Wesen präsentiert. 

Dass Gargoyles tagsüber zu Stein werden, ist mittlerweile ein gängiges Motiv in der Fantasy.

Die Welt der Gargoyles - Gargoyles über London (KI-Bild)

Gargoyles in meinen Büchern

In meinem Buchprojekt »Nirgendwann« spielen die Gargoyles eine besondere Rolle. Sie treten einerseits als Antagonisten auf, können jedoch, wie so oft bei meinen Charakteren, die Seiten wechseln. Wie ihre originalen Vorlagen sind sie ambivalente Wesen.

Die Handlung der Fantasy-Serie dreht sich nicht um die Gargoyles an sich, aber sie bleiben ein gängiges Element in allen geplanten Teilen. Ihre Rolle und ihre Geschichte wird nach und nach aufgedeckt, sofern es der Handlung dienlich ist. Im Übrigen sind sie nicht nur finstere Kreaturen. Einige von ihnen können ziemlich witzig sein, wenn auch eher unfreiwillig. Auf Instagram habe ich zwei von ihnen bereits näher vorgestellt (Van und Gogh).

Fazit

Ist die Welt der Gargoyles nicht faszinierend? Ich finde, man muss diese Wesen einfach lieben. Wenn man sie erst einmal näher kennengelernt hat, sind sie gar nicht so schrecklich.

Wie würden unsere historischen Gebäude, insbesondere gotische Kathedralen, ohne sie aussehen? Um einiges ärmer, wage ich zu behaupten. 

Im Laufe der Zeit haben die Gargoyles spannende Wandlungen durchgemacht. Von ihrem Hauptmerkmal als funktionale Wasserspeier und dekorative Elemente sind sie heute weit entfernt.  Aus Literatur, Film und Fernsehen, Videospielen und anderen Medien sind sie nicht mehr wegzudenken, auch wenn sie in der klassischen Fantasy nicht die gleiche Bedeutung erlangt haben wie andere mythische Wesen. Hier haben die Drachen noch immer die Nase vorn. 

Aber genau das macht die Gargoyles so faszinierend. Man kennt sie, zumindest wenn man sich für Fantasy und Mythologie interessiert, aber sie sind im Laufe der Zeit nicht so überstrapaziert worden wie Drachen und halten dadurch noch einige spannende Überraschungen für uns bereit.

Eure Meinung

Was sagt ihr zu den Gargoyles? Bewundert ihr sie an historischen Bauwerken oder kennt ihr sie eher aus zahlreichen Geschichten? Verratet es mir doch mal in den Kommentaren.

Postscriptum

Möchtet ihr euch weiter inspirieren lassen? Dann schaut gern bei meinen Büchern vorbei oder folgt mir auf Instagram.

Abbildungen: Gemeinfrei via Wikimedia Commons wie angegeben, alle anderen sind mit KI erstellt (Midjourney AI).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert