Stell dir vor, du spazierst durch einen Wald. Das erste Herbstlaub raschelt, vereinzelte Sonnenstrahlen filtern durch die Zweige. Doch plötzlich wird es totenstill. Kein Vogel zwitschert, kein Insekt summt – dafür streift dich ein kalter Hauch. Dein Handy zeigt plötzlich keinen Empfang mehr. Die Luft fühlt sich anders an. Dichter. Die Bäume beginnen zu flüstern. Oder ist das nur Einbildung?
Willkommen im Hoia-Baciu-Wald.
Es gibt Orte auf dieser Welt, an denen die Realität dünner zu werden scheint, wo die Grenze zwischen dem, was wir verstehen, und dem, was uns verborgen bleibt, verschwimmt. Der Hoia-Baciu-Wald in Rumänien ist ein solcher Ort. Er trägt viele Beinamen: »Bermuda-Dreieck Transsilvaniens«, »gruseligster Wald der Welt«, »verfluchter Wald«. Seit Jahrzehnten berichten Besucher von unerklärlichen Phänomenen – von UFO-Sichtungen über verschwundene Zeit bis hin zu körperlichen Symptomen. Doch was ist dran an den Geschichten?
Inhalt
ToggleDer Hoia-Baciu-Wald und seine Vergangenheit
Westlich von Cluj-Napoca (Klausenburg) in Siebenbürgen erstreckt sich der Hoia-Baciu-Wald über rund 295 Hektar transsilvanischer Wildnis. Sein Name geht auf eine lokale Legende zurück: Ein Schäfer (baciu) soll dort mit seiner Herde von 200 Schafen spurlos verschwunden sein. Weder der Mann noch seine Tiere wurden je wieder gesehen. Ist das nur eine erfundene Geschichte?
Archäologische Funde belegen, dass das Gebiet bereits im Neolithikum um 6.000 bis 5.500 v. Chr. besiedelt war. In der Antike gehörte es zum Territorium der Daker, einem mit den Thrakern verwandten Volksstamm. Die Daker bewohnten die Region von etwa 500 v. Chr. bis ins erste Jahrhundert n. Chr., bevor sie zu einer römischen Siedlung wurde. Es ist nicht bekannt, ob der Wald zu damaligen Zeiten als Kultplatz galt. Aber wer weiß, welche unsichtbaren Spuren die Vergangenheit hinterlassen hat?
Heute dient der Wald vor allem als Erholungs- und Wandergebiet, mit Mountainbike-Touren und Bereichen für Paintball, Airsoft und Bogenschießen. Doch seine Geheimnisse hat er nicht verloren.
Die mysteriöse Lichtung: Warum wächst hier nichts?
Im Herzen des Waldes befindet sich eine nahezu kreisrunde Lichtung: die sogenannte »Poiana Rotundă«, auf der kein Baum und kein Strauch wächst. Die Formation gilt als »vegetative Todeszone«. Bodenproben wurden sowohl innerhalb als auch außerhalb des Kreises genommen, doch eine wissenschaftliche Erklärung für das Fehlen von Pflanzenwuchs wurde bisher nicht veröffentlicht. In diesem Bereich werden häufig Spitzen im elektromagnetischen Feld gemessen.
Besucher berichten von vermehrten Geistererscheinungen und Lichtphänomenen. Manche vermuten, die Lichtung sei durch eine UFO-Landung entstanden. 🛸
Die Wahrheit bleibt im Dunkeln. Aber eines steht fest: Die Lichtung ist ungewöhnlich. Nichts wächst dort. Eine Anomalie. Was verhindert, dass Leben dort Wurzeln schlägt?
UFO-Sichtungen und internationale Aufmerksamkeit
Der Hoia-Baciu-Wald erlangte Ende der 1960er Jahre internationale Bekanntheit. Im August 1968 fotografierte der Militärtechniker Emil Barnea ein vermeintliches UFO über dem Wald. Das Foto sorgte für Aufsehen – besonders, weil Rumänien damals ein kommunistisches Land war, das paranormale Überzeugungen als staatsfeindlich verfolgte. Barnea verlor seinen Job, doch eine plausible Erklärung für das Foto wurde nie gefunden. (Hier könnt ihr das Foto anschauen.)
Bei Ufos denken viele immer gleich an »Verschwörungstheorie«. Oder: »Da will sich jemand wichtig machen.« Ich dagegen werde hellhörig. Der Mann hat seinen Job verloren. In einem Land, wo das öffentliche Reden über paranormale Phänomene als unerwünscht oder gar »ideologisch verdächtig« galt. Welcher vernünftige Mensch riskiert das für einen Scherz?
Barnea war im Übrigen nicht der Erste. Bereits in den späten 1960er Jahren hatte der Biologe Alexandru Sift mehrere Fotos von scheibenförmigen Objekten über dem Wald gemacht. Sift verbrachte sein Leben damit, die Mysterien des Waldes zu erforschen – Licht- und Magnetphänomene insbesondere. Sein umfangreiches Fotoarchiv verschwand jedoch nach seinem Tod im Jahr 1993. Reiner Zufall? Ob die Fotos authentisch waren oder nicht, lässt sich heute nicht mehr überprüfen.

Paranormale Phänomene? Körperliche Symptome und verschwindende Zeit
Viele Waldbesucher beschreiben ungewöhnliche Erfahrungen. Häufig genannt werden Kopfschmerzen, Übelkeit, Angstzustände und das Gefühl, beobachtet zu werden. Einige Menschen berichten sogar von Verbrennungen, Hautausschlägen oder Fieber nach einem Waldbesuch.
Ist das alles nur Einbildung? Spielt die Psyche ihnen einen Streich, weil sie bereits mit einer gewissen Erwartungshaltung oder gar Furcht den Wald betreten?
Die Autorin J.H. Moncrieff wollte nicht glauben, was mit ihr geschah. Schon bevor sie den Wald betrat, ging alles schief – als würde etwas versuchen, sie fernzuhalten. Im Wald selbst bekam sie Atemnot; heftige Kopfschmerzen folgten. Und dann, kurz nach dem Verlassen des Waldes, verschwanden die Symptome. Als wäre ein Schalter umgelegt worden.
Aber nicht nur Körpersymptome werden berichtet. Elektronische Geräte sollen im Wald häufig versagen. Kompasse drehen sich, Handyakkus entleeren sich schnell. Schwierig, dies als Einbildung abzutun, oder? Ob es auf natürliche elektromagnetische Anomalien oder andere Ursachen zurückzuführen ist, bleibt bislang ungeklärt.
Besonders unheimlich: Häufig berichten Besucher von körperlosen weiblichen Stimmen, Flüstern und unerklärlichen Kratzern, die plötzlich auf der Haut erscheinen. Ziemlich krass, was für Spielchen die eigene Psyche hier angeblich treibt, oder?
Ein wiederkehrendes Motiv in den Berichten ist »verlorene Zeit«. Immer wieder wird von Zeitverzerrungen gesprochen. Manche Besucher behaupten, das Zeitgefühl verloren zu haben oder sich nicht an bestimmte Zeitspannen erinnern zu können. Die bekannteste Geschichte: Ein kleines Mädchen soll im Wald verschwunden und fünf Jahre später wieder aufgetaucht sein – in denselben Kleidern, scheinbar nicht gealtert und ohne Erinnerung an die vergangene Zeit. Diese Geschichte wird oft erzählt, ist aber historisch nicht verifiziert. Trotzdem erinnert sie stark an die mysteriösen Verschwinden in Nationalparks, über die ich bereits geschrieben habe.
Wissenschaftliche Untersuchungen
Professor Dr. Adrian Pătruț von der Babeș-Bolyai-Universität in Cluj-Napoca gilt als führender Experte für Hoia-Baciu-Phänomene. Seit den 1970er Jahren erforscht er magnetische und Licht-Anomalien im Wald. Er ist Präsident der Rumänischen Gesellschaft für Parapsychologie und hat zwei Bücher zum Thema veröffentlicht.
In einem Interview sagte Pătruț: »Heute glauben wir, dass wir nicht wissen, was diese Phänomene sind – aber wir haben genug Daten, um zu sagen, was sie nicht sind.«
Trotz zahlreicher Untersuchungen konnten übernatürliche Elemente wissenschaftlich nicht bewiesen werden. Forscher diskutieren psychologische Effekte, Umweltfaktoren und mögliche Täuschungen als Erklärungen.Was, wenn dieser Wald tatsächlich ein Knotenpunkt ist? Ein Ort, an dem sich verschiedene Realitäten überlagern? Wo die Membran zwischen unserem Hier und einem Anderswo so dünn ist, dass manchmal etwas durchsickert?
Eine spannende persönliche Erfahrung erzählt der Autor und Magier Bernhard Reicher auf Youtube. Der Bericht zu Hoia Baciu beginnt ab Min. 4:19, aber wer sich wie ich für Magie interessiert, wird das gesamte Gespräch im wahrsten Sinne des Wortes unheimlich finden. Die Geschehnisse erinnern an andere paranormale Orte wie z.B. die berüchtigte Skinwalker Ranch in Utah, USA.

Mysteriöse Bäume: Verdreht und verformt
Ein weiteres Rätsel sind die Bäume selbst. Viele der Bäume im Wald sind am Stamm verdreht oder wachsen in ungewöhnlichen Formen. Ob dies auf paranormale Einflüsse, Umweltbedingungen oder natürliche Wachstumsmuster zurückzuführen ist, bleibt Spekulation. Auffällig ist es in jedem Fall.
(Hier könnt ihr einige dieser verdrehten Bäume anschauen.)
Was immer man davon hält – die Bäume mit ihren knorrigen, wie von unsichtbaren Händen verdrehten Stämmen schaffen eine Atmosphäre, die selbst bei Tageslicht unheimlich wirkt. Es ist, als hätte jemand die Naturgesetze hier neu geschrieben.
Andere gruselige Wälder der Welt im Vergleich
Der Hoia-Baciu-Wald ist nicht der einzige Wald mit unheimlichem Ruf:
- Aokigahara (Japan): Bekannt für magnetische Anomalien und bedrückende Stille
- Schwarzwald (Deutschland): Ursprung zahlreicher düsterer Märchen
- Devil’s Tramping Ground (USA): Ebenfalls eine kreisförmige Lichtung ohne Vegetation
- Wistman’s Wood (England): Uralter Eichenwald mit moosbedeckten, verdrehten Bäumen
Was all diese gruseligen Wälder mit Hoia-Baciu verbindet, sind ihre ähnlichen Phänomene: elektromagnetische Störungen, unerklärliche Geräusche, das Gefühl der Beobachtung.
Meine Einschätzung: Mehr als nur ein gruseliger Wald
Die Berichte aus dem Hoia-Baciu-Wald sind zahlreich und stammen von unabhängigen Quellen über Jahrzehnte hinweg. Sie lassen sich daher nicht als bloße Geschichten abtun. Elektromagnetische Anomalien sind messbar. Die kreisförmige Lichtung existiert. Körperliche Symptome werden konsistent beschrieben.
Mögliche Erklärungen:
- Natürliche Ursachen: Elektromagnetische Felder, geologische Besonderheiten, möglicherweise erhöhte Radioaktivität im Boden
- Psychologische Faktoren: Erwartungshaltung, Gruppensuggestion, die unheimliche Atmosphäre des Waldes
- Paranormale Phänomene: Portale, außerirdische Aktivität, Geistererscheinungen
Vielleicht treffen mehrere dieser Faktoren zu. Bisher gibt es schlicht keine plausible Erklärung für all diese Vorkommnisse.
Oder erschaffen wir sie womöglich selbst? Fragmente unserer eigenen Vorstellungskraft oder unseres kollektiven Unbewussten, die wir in unserer Realität manifestieren? Über diese Möglichkeit einer fiktionalen Grenzüberschreitung habe ich bereits an anderer Stelle geschrieben.
Ich persönlich halte mich an mein Motto:
»Glaube nicht alles. Aber glaube, dass alles möglich ist.«
Niemand kann ausschließen, dass im Hoia-Baciu-Wald tatsächlich etwas Paranormales geschieht. Zu viele unabhängige Zeugen berichten von ähnlichen Erlebnissen. Die elektromagnetischen Anomalien sind messbar. Die Lichtung ist real. Und die körperlichen Symptome treten zu häufig auf, um sie als reine Psychologie abzutun.
Ob es sich um ein Portal in eine andere Dimension handelt, um Überreste einer außerirdischen Präsenz oder um etwas ganz anderes, das kann ich nicht sagen. Aber ich bin überzeugt: Dieser Wald ist mehr als nur ein gewöhnlicher Flecken Erde. Hier ist etwas am Werk, das wir noch nicht verstehen.
In jedem Fall steht »der gruseligste Wald der Welt« auf der Liste der Orte, die ich unbedingt einmal persönlich besuchen möchte. Wer tagsüber für eine Wandertour dorthinreist, könnte enttäuscht werden. Aber in der Stille der Nacht auf der Poiana Rotundă sitzen? Wer weiß, ob nicht ein Ufo vorbeischaut. Oder einer der mysteriösen Bäume nach dir ruft …
Vielleicht ist der Hoia-Baciu-Wald ein Ort, an dem die Schleier zwischen den Welten dünner sind. Ein Knotenpunkt, an dem sich Realitäten überlagern. Ein Fenster in das Unbekannte. Genau wie mein Zwielicht.
Eure Meinung
Wart ihr schon einmal im Hoia-Baciu-Wald? Oder habt ihr selbst mysteriöse Erlebnisse in einem Waldgebiet gehabt? Sind das für euch alles nur Einbildungen?
Erzählt mir davon in den Kommentaren.
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Abbildungen: Die verwendeten Bilder sind mit KI erstellt (Midjourney AI).