“Missing 411”: unerklärliche Vermisstenfälle in Nationalparks

Missing 411 - unerklrälcue

Wo sind sie? Menschen, die spurlos verschwinden.

Es passiert am helllichten Tag. Die Sicht ist gut, das Wetter sonnig und warm. Die Wanderstrecke durch den Nationalpark ist auch für ältere Menschen und Kinder gut zu bewältigen. Vögel zwitschern und ein sanfter Wind wogt durch die Zweige der hohen Bäume, während eine fünfköpfige Familie den ausgewiesenen Pfaden folgt. Auf der nächsten Lichtung wollen sie ein Picknick machen. Der kleine Junge rennt aufgeregt voraus – und ist im nächsten Moment verschwunden. Tage später findet man ihn tot auf – zwei Berge entfernt.

Klingt mysteriös? Auf den ersten Blick vielleicht nicht. Kinder verschwinden. Das ist tragisch, aber leider nicht ungewöhnlich. Dem Jungen könnte alles mögliche zugestoßen sein – ein wildes Tier, ein Unfall oder eine Entführung.

Doch es ist kein normaler Fall. Denn es gibt Vermisstenfälle, die so ungewöhnlich sind, dass eine eigene Kategorie für sie existiert: die »Missing 411«.

Was genau versteht man unter den »Missing 411«?

Die »Missing 411« beziehen sich auf eine Reihe von mysteriösen Vermisstenfällen, bei denen Menschen in den USA und anderen Teilen der Welt auf unerklärliche Weise verschwinden. Meistens geschieht dies in Nationalparks oder ausgedehnten Naturgebieten.

Diese Fälle wurden von dem ehemaligen Polizisten und Autor David Paulides untersucht und in seinen Büchern mit dem Titel »Missing 411« dokumentiert. Der Name leitet sich von den ersten 411 Fällen her, die er zusammengetragen hat.

Nationalpark Luftbild (KI)

Wie kam es zu den »Missing 411«-Büchern?

Währen die Nationalparkbehörden sich in der Öffentlichkeit über diese Fälle gern ausschweigen, konnten einige Parkranger die Augen vor den ungewöhnlichen Ereignissen nicht mehr verschließen und wandten sich an David Paulides. Der ehemalige Polizist stellte über Jahre hinweg Nachforschungen an und hat seither seine Erkenntnisse in mehreren Büchern veröffentlicht. Bei seinen Forschungen stützt er sich auf Fakten aus Polizeiberichten und Autopsieberichten, nicht auf Hörensagen.

Natürlich ist nicht jeder Vermisstenfall ein »Missing 411«. In US-Nationalparks verschwinden oder verunglücken oft Menschen, geschätzt mehrere tausend pro Jahr. Die meisten von ihnen werden wieder aufgefunden. Doch die »Missing 411« zeichnet eine Reihe von ungewöhnlichen, wenn nicht gar unmöglichen Umständen aus, die einfach nicht erklärbar sind.

David Paulides hat diese Umstände und Gemeinsamkeiten der Vermisstenfälle in seinen Büchern hervorgehoben und ein Muster aufgezeigt. Die Fälle reichen bis ins Jahr 1800 zurück, und bisher sind weit 1.000 davon zusammengetragen worden.

Zwei Beispiele für unerklärliche Vermisstenfälle

Der Jäger

unerklärliche Vermisstenfälle - Jäger vermisst (KI)

Zwei befreundete Jäger streiften gemeinsam durch den Nationalpark. Einer der beiden begab sich zum etwa 100 Meter entfernten Fluss – und kehrte nicht mehr zurück.

Sein Freund suchte ihn vergeblich und schaltete schließlich die Behörden ein. Special Agents durchkämmten daraufhin mit einer Suchmannschaft das gesamte Gebiet.

Tage später wurde der Mann tot aufgefunden.

Das Ungewöhnliche: Seine Schuhe und Strümpfe fehlten, und die Haut an seinen Füßen war bis auf die Knochen abgelaufen. In der Autopsie konnte man keine klare Todesursache feststellen, jedoch konnten Drogen, Gifte oder andere Stoffe ausgeschlossen werden.

Da fragt man sich doch: Was bewegt einen Mann, einen erfahrenen Jäger noch dazu, barfuss durch die Wildnis zu laufen, bis ihm das Fleisch von den Knochen fällt? Wir sprechen von unebenem Gelände, von Felsen, Geröll, Wurzeln, Ästen.  Stellt euch diese Schmerzen vor. Eigentlich kann der Mann nur vor etwas geflüchtet sein. Aber wie lange muss seine Flucht gedauert haben, dass er sich die Füße nicht nur blutig scheuerte, sondern bis auf die Knochen ablief? 

Als Jäger hatte der Mann zudem Messer, Handfeuerwaffe und Schrotgewehr dabei. Bei einem Angriff hätte er sich daher eigentlich wehren können, doch hat sein Kumpel keinen Schuss gehört. Waffen, Schuhe und Strümpfe wurden im Übrigen nicht wiedergefunden.

Der Junge

Ein fünfjähriger Junge war mit seinen Eltern, Großeltern und zwei Geschwistern auf einer Kurzstreckenwanderung im Yosemite Nationalpark unterwegs. Sie alle liefen in einer Gruppe, doch plötzlich, wie von einer Sekunde auf die nächste, war der Junge verschwunden. Eine großangelegte Suchaktion mit Spürhunden, Wärmebildkameras und Hubschraubern blieb erfolglos. Tage später wurde die Leiche des Jungen von Wanderern 15 Meilen vom Ort des Verschwindens entfernt gefunden. Um zu dem Fundort zu gelangen, hätte der Kleine mehrere Berge überqueren müssen, die zum Teil nur mit Kletterausrüstung besteigbar waren. Als Todesursache wurde »Tod durch Erschöpfung« vermutet. Der Junge muss bis zum Umfallen gelaufen sein. Und das über Berge hinweg!

Wie war das möglich? Würde ein Kind nicht aufgeben, wenn es müde ist, und hoffen, dass die Erwachsenen vorbeikommen? Oder durch Weinen und Rufen auf sich aufmerksam machen? Aber warum hat ihn die Suchmannschaft dann nicht gefunden?

Für sich allein betrachtet mögen diese beiden Fälle noch nicht besonders außergewöhnlich sein. Doch sind es eben nicht die einzigen Fälle ihrer Art.

Vermisstenfälle: Kind rennt auf Portal zu (KI)

Typische Merkmale der »Missing 411«

Die Merkmale von »Missing 411«-Fällen wiederholen sich, jedoch kommen nicht alle davon in jedem Fall vor. Doch sie verteilen sich auf die Fälle und ergeben so ein Muster, das nicht von der Hand zu weisen ist.

Hier ein Überblick:

  • Die Menschen verschwinden oft ganz plötzlich, selbst wenn sie Sekunden zuvor noch in Sichtweite waren.
  • Es gibt keine Spuren oder Hinweise, die auf eine Entführung, ein Verbrechen oder Angriffe durch ein Raubtier deuten.
  • Die Fälle treten meist in abgelegenen Gebieten wie Nationalparks oder Wäldern auf.
  • Die Verschwundenen werden tot aufgefunden an Stellen, die zuvor mehrfach von Suchmannschaften durchkämmt wurden, zum Teil handelt es sich dabei um gut zugängliche Gebiete wie Geröllhänge oder Lichtungen.
  • Die Toten sind manchmal komplett nackt und weisen kaum oder keine Verletzungen auf. Oft fehlen ihnen auch nur die Schuhe.
  • Manchmal liegt die Kleidung sorgfältig gefaltet neben den Toten.
  • Die Todesursache ist nicht eindeutig feststellbar.
  • Werden die Vermissten lebend gefunden,  haben sie oft keine Erinnerung an die Zeit des Verschwindens; sie sind nicht dehydriert und weisen auch keine Mangelerscheinungen auf.
  • In vielen Fällen ist in den Akten vermerkt, dass die Suche vorübergehen eingestellt werden musste, weil sich das Wetter überraschend und entgegen allen Voraussagen änderte, beispielsweise durch starke Regenfälle an einem zuvor wolkenlosem Tag.
  • Die Fundorte sind oft sehr seltsam gelegen und nicht erklärbar.
  • Manche Leichen werden im Wasser gefunden, wo sie laut Autopsie 1 bis max. 3 Tage gelegen haben können, obwohl sie über 14 Tage vermisst wurden; auch sie weisen oft keine Verletzungen, nicht einmal Kratzer auf der Haut auf.
  • Zu den Vermissten gehören des Öfteren Jäger mit Bewaffnung, jedoch werden keine Schüsse von ihnen abgegeben.

Da kann einem der Kopf rauchen. Es existieren mittlerweile Clusterkarten, in welchen Gegenden diese Fälle gehäuft auftreten. Oft sind es Nationalparks in den USA, doch gibt es weltweit ähnlich gelagerte Fälle, darunter auch in Deutschland.

Eine offizielle Karte ist hier zu finden (leider in schlechter Auflösung als Vorschaubild, da es sich um ein Kaufprodukt handelt). 

Aber auf Youtube gibt es zahlreiche Karten, die teils von interessierten Personen erstellt werden und mögliche Zusammenhänge aufzeigen sollen.

Theorien zu den »Missing 411«

Es gibt unzählige Theorien darüber, was die Ursachen dieser unerklärlichen Vermisstenfälle sein könnten. 

  • Wildtiere: Wilde Tiere wie Bären, Wölfe oder sogar Raubvögel könnten die Menschen angegriffen und als Beute verschleppt haben.
  • Bigfoot und andere Kryptiden: Wesen wie Bigfoot oder andere mysteriöse Kryptiden könnten die Menschen entführen oder sogar in ihre Dimension ziehen.
  • Fremde Entführungen: Eine Theorie besagt, dass entweder Drogendealer, Menschenhändler oder sogar Außerirdische oder fremde Wesen die Menschen für ihre eigenen Zwecke entführen.
  • Dimensionale Übergänge: Die Vermissten könnten einigen Theorien zufolge möglicherweise in eine andere Dimension oder Realität geraten sein. Dies könnte erklären, warum viele von ihnen nie gefunden werden.

Wie ihr seht, gibt es viele Theorien, doch keine Beweise für eine einzige davon. 

Ranger suchen Vermisste im Nationalpark (KI)

Alles nur Verschwörung

Autor David Paulides selbst lässt sich zu keinen Spekulationen hinreissen, sondern stellt lediglich die Fakten zusammen. Dennoch werden die »Missing 411«-Fälle gern ins Reich der Verschwörungstheorien verschoben. Wenn man die Fälle einzeln betrachtet, ohne sie miteinander zu vergleichen, dann mag es so erscheinen. Sieht man sich die Fälle jedoch anhand ihrer Auffälligkeiten an, ergibt sich ein Muster – es sei denn, man weigert sich standhaft, es zu sehen. Dann wird man allerdings niemals schlauer werden. So wurden auch Theorien über Serienmörder lange Zeit für Unfug gehalten, bis sich in den 1970er Jahren langsam ein Umdenken entwickelte und kriminologisches Profiling in die Polizeiarbeit Einzug hielt.

Liegen paranormale Ursachen zugrunde? Vielleicht. Allerdings kann »paranormal« auch bedeuten, dass es sich um (Natur-)Phänomene handelt, die von der konventionellen Wissenschaft noch nicht erklärt werden können oder einfach noch nicht bekannt oder entdeckt worden sind.

Aus dem Jahr 2019 stammt übrigens ein Dokumentarfilm zu dem Thema: »Missing 411: The Hunted«. Derzeit ist er meines Wissens nicht (mehr) in Deutschland zum Streamen verfügbar. Aber YouTube ist immer eine gute Anlaufstelle ;-).

Meine Meinung

Die zwei angedeuteten Beispiele sind die harmloseren Fälle. Mir geht es in dem Beitrag darum, zunächst das Phänomen der »Missing 411« zu beleuchten. Manche Fälle sind so verrückt, dass man nur noch den Kopf schütteln kann. Je mehr man davon liest oder hört, desto mehr erkennt man, dass es sich dabei weder um Einzelfälle noch um Zufall handeln kann.

Für mich ist daher durchaus etwas dran an den »Missing 411«. Aber die beiden Beispiele allein hätten mich davon nicht überzeugt. Darum werde ich gern weitere davon im Detail in meinem Blog vorstellen und mögliche Theorien erläutern.

Was denkt ihr?

Eure Meinung

Was haltet ihr von den »Missing 411«? Ist da was dran? Wollt ihr mehr über diese Fälle erfahren? Habt ihr euch selbst schon mit diesem Thema auseinandergesetzt oder eigene Theorien entwickelt? Schreibt es gern in die Kommentare.

Postscriptum

Wenn ihr jetzt neugierig auf mystische und düstere Geschichten geworden seid, dann schaut gern bei meinen Büchern vorbei. Oder folgt mir auf Instagram.

Abbildungen sind mit KI erstellt (Midjourney AI).

2 Meinungen zu ““Missing 411”: unerklärliche Vermisstenfälle in Nationalparks

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