Zillionen Subgenres: Wer blickt da noch durch?
Die Subgenres in der Fantasy vermehren sich wie Unkraut. Früher bin ich in einen Buchladen gegangen und habe in Bücherstapeln gestöbert, die grob nach Genres unterteilt waren. Es gab Historische Romane, Thriller, Krimi & Fantasy und vielleicht noch ›unterhaltende Frauenliteratur‹, aber darum habe ich schon damals einen weiten Bogen gemacht. Klassiker und zeitgenössische Literatur fanden sich für gewöhnlich in den Regalen.
Irgendwann ging es los. Plötzlich ploppte der Begriff »Romantasy« auf. Erstmals bewusst wahrgenommen habe ich ihn, als der Hype um die Twilight-Saga begann. Plötzlich sprachen alle von Romance hier, Romance dort … In der Tat wäre ein Begriff wie Vampirroman oder Schauerroman eine Beleidigung für echte Vampirromane gewesen (sorry, liebe Twilight-Fans:).
Nach und nach wurde der Markt mit immer neuen Begriffen überschwemmt, die vornehmlich aus dem englischen Sprachraum zu uns herüberschwappten. Ich habe das ignoriert – und tue es noch.
Es muss in den späten 2000er Jahren passiert sein. Ein Subgenre-Stapel nach dem anderen wurde auf einen virtuellen Misthaufen gekippt, um das weite Bücher-Feld zu düngen. Als würde selbiges jemals brachliegen. Kleinvieh macht auch Mist, heißt es nicht ganz ohne Grund … aber zu viel oder oder der falsche Dünger kann schädlich sein.
Schauen wir doch mal nach.
Inhalt
ToggleÜberblick über die gängigen Subgenres
Folgendes Angebot steht zur Auswahl:
- High Fantasy
- Low Fantasy
- Dark Fantasy
- Paranormal Fantasy
- Heroic Fantasy
- Sword and Sorcery
- Historical Fantasy
- Contemporary Fantasy
- Romantasy
- Dark Romance
- Paranormal Romance
- Steampunk
- Magical Realism
- Fairy Tale Fantasy
- Hysterical Fantasy
- …
Zugegeben, Hysterical Fantasy habe ich erfunden. Aber würde es jemanden wundern, wenn es dieses Genre gäbe?
Natürlich ist die Liste nicht vollständig. Da hätten wir noch Animal Fantasy, Humor Fantasy, Cozy Fantasy, Science Fantasy, Zeitreise-Romane und andere. Dazu gesellen sich Genre-Mixes wie z.B. Paranormal Mystery oder Supernatural Crime.
Nicht alle Genrebezeichnungen sind am deutschen Buchmarkt gebräuchlich, tauchen aber dennoch hier und da auf. Manchmal haben englische Begriffe die deutschen abgelöst, manchmal sind sie untereinander austauschbar.
Auch sind sie nicht eindeutig voneinander abgegrenzt. Das ist gar nicht möglich. Zudem sind die Interpretationen der jeweiligen Subgenres teilweise unterschiedlich.
Und genau darum ist meine Frage: Warum gibt es diese Massen an Subgenres überhaupt? (Spoiler: Ich kenne die Antwort auch nicht.)
Was beinhalten die Subgenres in der Fantasy?
Zunächst möchte ich die Subgenres kurz erläutern. Die Liste legt keinen Wert auf Vollständigkeit. Außerdem weiß ich nicht, ob nicht schon morgen eine neues Subsubsubgenre den Bücherdschungel verdunkelt.
- High Fantasy: Diese Subgenre spielt in einer komplett fiktiven Welt und beinhaltet oft epische Schlachten, magische Kreaturen und eine große Bedrohung für die Welt. Beispiel: »Herr der Ringe« (Lord of the Rings) von J.R.R. Tolkien
- Low Fantasy: Im Gegensatz zur High Fantasy findet Low Fantasy oft in unserer realen Welt statt, enthält jedoch magische oder übernatürliche Elemente. Eine andere Interpretation der Low Fantasy unterscheidet sie von der High Fantasy dadurch, dass sie weniger auf epische Strukturen und Heldenfiguren setzt, sondern moralisch ambivalentere Charaktere oder eine einfachere Erzählstruktur bevorzugt. Zur Low Fantasy zählen auch Urban Fantasy und Contemporary Fantasy. Beispiel: Die »Harry Potter«-Reihe von J.K. Rowling
- Urban Fantasy: Urban Fantasy findet in modernen städtischen Umgebungen statt und verbindet Elemente der Fantasy mit der realen Welt. Magie, übernatürliche Kreaturen oder parallele Welten existieren meist im Verborgenen. Beispiel: »Die Flüsse von London«-Reihe (Rivers of London) von Ben Aaronovitch
- Paranormal Fantasy: Die Paranormal Fantasy kombiniert Elemente des Übernatürlichen, der Magie und der paranormalen Phänomene mit den übrigen Aspekten der Fantasy. Oft finden sich darin Geister, Vampire, Werwölfe, Hexen, Dämonen oder andere übernatürliche Wesen, die in unserer realen Welt existieren oder mit ihr interagieren. Beispiel: »Chroniken der Unterwelt«-Reihe (City of Bones) von Cassandra Clare
- Heroic Fantasy: Diese Subgenre konzentriert sich auf heldenhafte Charaktere, Abenteuer und oft auf eine Reise oder Quest, bei der der Protagonist Herausforderungen überwinden muss. Beispiel: »Die Chroniken von Narnia« von C.S. Lewis
- Sword and Sorcery: Sword and Sorcery-Geschichten beinhalten meistens mutige Krieger oder Söldner, Magie, Schwertkämpfe und eine düstere Atmosphäre. Beispiel: »The Belgariad« von David Eddings
- Dark Fantasy: Dark Fantasy zeichnet sich durch eine düstere, grimmige und manchmal auch morbide Atmosphäre aus. Gewalt, Grausamkeit und moralische Ambiguität spielen oft eine große Rolle. Beispiel: »Das Lied von Eis und Feuer« (Game of Thrones) von George R.R. Martin
- Historical Fantasy: Diese Subgenre kombiniert Fantasy-Elemente mit historischen Settings. Es kann in verschiedenen historischen Epochen spielen und beinhaltet magische oder mythologische Elemente in der realen Welt. Beispiel: »Jonathan Strange & Mr Norrell« von Susanna Clarke
- Contemporary Fantasy: Contemporary Fantasy spielt in der modernen Welt oder in zeitgenössischen Settings. Es zeichnet sich durch das Vorhandensein von magischen oder übernatürlichen Elementen aus, die in die reale Welt integriert sind. Im Gegensatz zur Urban Fantasy, die oft in städtischen Umgebungen stattfindet, kann Contemporary Fantasy auch ländliche oder andere moderne Settings umfassen. Beispiel: »Percy Jackson«-Reihe von Rick Riordan
- Romantasy: Romantasy kombiniert Elemente der Romantik und der Fantasy. Es beinhaltet für gewöhnlich eine Welt, in der magische oder fantastische Elemente existieren und Einfluss auf die romantischen Beziehungen haben. Romantasy kann in verschiedenen Settings spielen, von historischen Welten bis hin zu modernen oder futuristischen Umgebungen. Beispiel: »Rabenprinz« (Enchantment of Ravens) von Margaret Rogerson
- Paranormal Romance: Paranormal Romance kombiniert romantische Elemente mit übernatürlichen oder paranormalen Aspekten. Es handelt von Liebesgeschichten zwischen Menschen und übernatürlichen Wesen wie Vampiren, Werwölfen, Hexen oder Engeln. Beispiel: »Twilight«-Saga von Stephenie Meyer
- Dark Romance: Dark Romance kombiniert romantische Elemente mit dunklen, intensiven und manchmal auch unkonventionellen Themen und Handlungen. Es präsentiert oft komplexe Beziehungen, moralische Ambivalenz und eine gewisse düstere Atmosphäre. (Dabei kann es sich um Fantasy handeln, muss es aber nicht). Beispiel aus dem Fantasy-Bereich: »Black Dagger Brotherhood«-Reihe von J.R. Ward
- Steampunk: Steampunk verbindet Fantasy-Elemente mit einer alternativen Version des 19. Jahrhunderts, in der Dampfmaschinen, viktorianische Ästhetik und futuristische Technologie eine Rolle spielen. Beispiel: »Leviathan« von Scott Westerfeld
- Magical Realism: Magical Realism mischt magische oder übernatürliche Elemente mit realistischer Darstellung der Welt. Es schafft eine surreale Atmosphäre, in der das Übernatürliche Teil des Alltags ist. Beispiel: »Hundert Jahre Einsamkeit« von Gabriel García Márquez
- Fairy Tale Fantasy: Dieses Subgenre basiert auf oder adaptiert Märchen und Folklore. Es beinhaltet oft fantastische Wesen wie Feen, Hexen, Zwerge und hat eine märchenhafte Atmosphäre. Beispiel: »Weltenwanderer«-Trilogie (Threads of Power) von V.E. Schwab
Nur um das klarzustellen: Dieser Artikel soll kein Guide für Fantasy-Literatur werden, ganz im Gegenteil. Aber man muss die Spreu vom Weizen trennen (oder so ähnlich), bevor man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht.
Wie einordnen?
Zur Klassifizierung der Genres und ihren Beispielen habe ich zudem eine KI befragt, da ich selbst damit überfordert wäre. Einige der Bücher kenne ich oder habe ich selbst gelesen, andere nicht. Ich habe mir jedoch alle Beispiele angesehen. Nicht alles, was die KI sagt, darf man ungefiltert übernehmen, deswegen habe ich weitere Informationen zu Rate gezogen. Die Genres als solche existieren durchaus, wobei z.B. Sword and Sorcery eher im englischen Sprachraum gebräuchlich ist und zudem identisch mit Heroic Fantasy sein kann. Heroic Fantasy könnte man auch mit Epic Fantasy gleichsetzen, und diese wiederum mit High Fantasy. Urban Fantasy könnte man auch als ein Subgenre der Contemporary Fantasy ansehen. Wie man die einzelnen Subgenres interpretiert oder voneinander abgrenzt und wo man die jeweiligen Bücher einsortiert, ist gewissermaßen die Krux an der ganzen Geschichte.
Die Sache mit der Abgrenzung
Die Subgenres in der Fantasy stehen nicht allein für sich, sondern verschmelzen miteinander. Eine klare Zuordnung ist meistens nicht möglich. Ich möchte fast sagen: nie. Nehmen wir zwei Beispiele.
Dark Fantasy
Fast jeder kennt »Game of Thrones« von George R.R. Martin oder hat davon gehört. Ich persönlich hätte es nicht als Dark Fantasy angesehen, sondern als High Fantasy. Insgesamt ist die Geschichte sehr düster, geprägt von Gewalt und ambivalenten Figuren mit moralischen Grauzonen. Für mich überwiegt jedoch die Tatsache, dass das Setting in einer anderen, von der unseren komplett getrennten Welt angesiedelt ist und die Handlung nahezu epische Ausmaße hat, jedenfalls im Sinne des Weltenbaus. Gleichzeitig ist es aber auch Low Fantasy, wenn man der Definition folgt, dass Low Fantasy ambivalente Figuren bevorzugt, anstelle der klassischen Gut-Böse-Kategorisierung in der High Fantasy.
Auch »Der Dunkle Turm« (The Dark Tower) von Stephen King wird der Dark Fantasy zugeordnet. Dabei ist es eine völlig andere Art von Geschichte als die »Game of Thrones«-Reihe. In den »Dark Tower«-Büchern reist ein Revolvermann durch eine postapokalyptische Welt, um den mysteriösen Dunklen Turm zu erreichen.
Ist das nicht schon Science Fantasy? Dystopische Fantasy? Oder Horror? Schließlich ist Stephen King für seine Horror-Romane bekannt. Wo liegen die Gemeinsamkeiten von »Game of Thrones« und »The Dark Tower«? Lediglich in einer düsteren Welt und zwiespältigen Charakteren.
High Fantasy vs Low Fantasy
Nicht anders verhält es sich mit den scheinbar überschaubaren »High Fantasy« und »Low Fantasy«-Einteilungen, die im Kern das Feld der Fantasy bereits abdecken (könnten). Das eine spielt in einer rein phantastischen beziehungsweise erfundenen Welt, das andere nicht. So habe ich immer gedacht. Eigentlich einfach, oder? Aber da gibt es ja noch die andere Interpretation, dass Low Fantasy weniger episch, weniger Schwarzweißmalerei ist.
»Herr der Ringe« spielt in der Welt von Mittelerde ohne konkreten Bezug zu unserer realen Welt oder Geschichte. Demnach ist es High Fantasy. Die Charaktere sind weitestgehend gut oder böse. In die »Die Chroniken von Narnia« geraten die Protagonisten aus der realen Welt durch Portale in das magische Reich Narnia. Damit könnte man es der Low Fantasy zuordnen. Aber auch hier haben wir Gut gegen Böse und wenig moralische Ambivalenz.
Für mich stehen sich die beiden Werke thematisch näher als beispielsweise »Die Chroniken von Narnia« und »Harry Potter«, obwohl »Harry Potter« durch den Bezug zur realen Welt ebenfalls der Low Fantasy zuzuordnen ist. Denn sowohl »Herr der Ringe« als auch »Die Chroniken von Narnia« präsentieren eine epische High-Fantasy-Welt und konzentrieren sich auf den Kampf zwischen Gut und Böse. »Harry Potter« hingegen hat einen stärkeren Fokus auf das Heranwachsen und die persönliche Entwicklung der Hauptfigur. Nicht immer ist klar, wer gut und wer böse ist.
Aber sind »Die Chroniken von Narnia« und »Harry Potter« nicht eher Young Adult? Das Zielpublikum der jüngeren Leserschaft haben sie gemeinsam. Aber wenn »Die Chroniken von Narnia« außerdem noch Heroic Fantasy ist, dann gilt das doch genauso für »Herr der Ringe«, oder etwa nicht? Beide Werke könnte man auch als epische Fantasy umreißen. Nicht aber Harry Potter. Gibt es überhaupt Unterschiede zwischen Epischer Fantasy, heroischer Fantasy und High Fantasy?
Schwierig, schwierig mit diesen Begriffen …
Nicht alles ist Fantasy - oder doch?
Ich möchte der Vollständigkeit halber einige weitere Genres erwähnen, die nicht direkt Fantasy, aber doch vielfältig mit dieser verschmolzen sind. Sonst wäre es zu einfach.
Young Adult (YA)
Man könnte es altdeutsch auch als »Jugendbuch« bezeichnen. Allerdings handelt es sich dabei nicht um ein Genre, sondern um eine Literaturform, die sich über die Zielgruppe definiert. YA-Romane können in verschiedenen Genres vertreten sein und richten sich hauptsächlich an jugendliche Leser im Alter von etwa 12 bis 18 Jahren. Sie haben jugendliche Hauptfiguren, die sich mit den Herausforderungen und Erfahrungen des Erwachsenwerdens auseinandersetzen. In der Fantasy sind YA-Bücher kaum mehr wegzudenken.
Beispiel (erneut): »Harry Potter« von J.K. Rowling
Horror
Horror zielt darauf ab, Angst und Schrecken im Leser hervorzurufen. Es beinhaltet meist übernatürliche oder gruselige Elemente, wie Geister, Monster oder psychologische Schrecken. Horror kann in verschiedenen Settings stattfinden, von klassischen Spukhäusern bis hin zu dystopischen Welten. Der Schwerpunkt liegt auf der Erzeugung von Spannung, Unbehagen und Furcht. »Klassischer Horror« ist beispielsweise »The Shining« von Stephen King.
Aber auch in der Dark Fantasy, Urban Fantasy oder Paranormal Fantasy können Horrorelemente auftauchen.
Beispiel: »Nightside«-Serie von Simon R. Green
Mystery
Mystery konzentriert sich auf das Lösen von Rätseln und das Enthüllen von Geheimnissen. Es beinhaltet oft eine zentrale Frage oder ein Rätsel, das im Verlauf der Geschichte aufgelöst wird. Mystery-Geschichten können in verschiedenen Settings stattfinden, wie Kriminalfälle, Detektivgeschichten oder auch übernatürliche Mysterien.
Beispiele: »Sakrileg« (The Da Vinci Code) von Dan Brown oder »Spuk in Hill House« (The Haunting of Hill House) von Shirley Jackson
Mystery ist ein Fall für sich. Er kann den klassischen Geisterroman umfassen, ist aber kein Horror. Hat Horror überhaupt etwas mit Geistern zu tun? Oder bewegen wir uns hier schon wieder im Bereich Thriller? Die Schwierigkeit, Mystery von Thriller, Fantasy oder Horror zu trennen, möchte ich an dieser Stelle nicht weiter beleuchten. Das wäre ein eigener Beitrag.
Anmerkung: Nicht immer lassen sich Genre und Literaturform klar voneinander unterscheiden. Sie können beides zugleich sein. Zum Beispiel ist Romance einerseits ein eigenes Genre, kann aber auch in verschiedenen Genres enthalten sein.
Meine Meinung
Als Autorin fühle ich mich mittlerweile keinem dieser Subgenres mehr zugehörig. Meinen Roman »Requiem für einen Reaper« könnte man als Dark Fantasy bezeichnen, aber auch als Paranormal Fantasy, Contemporary Fantasy und mit viel gutem Willen als Mystery oder gar als Dark Romance. (Ein Kommentator hat ihn aufgrund des Klappentextes sogar ins Horrorgenre gesteckt.)
Wozu brauchen wir diese unendlichen Unterteilungen? Möglicherweise sind sie für Literaturwissenschaftler interessant. Oder für Verlage. Aber dann sollte es wenigstens eine einheitliche Definition geben.
Wenn mich eine Geschichte interessiert, ist mir das Genre weitestgehend egal. Natürlich ziehe ich meistens Fantasy einem Thriller vor, immerhin schreibe ich in diesem Genre. Aber schlussendlich ist für mich die Story ausschlaggebend und nicht das Label, das man ihr verpasst. Vor allem, weil das Label allein sehr irreführend sein kann. Ich finde als Leser darunter nur selten das, was ich suche.
Ich war noch nie ein »Schubladen«-Leser und werde auch nie einer sein. Das gleiche gilt für mich beim Schreiben.
Mein Erstlingswerk »Zeitläufer: Der Verborgene Raum« ist streng genommen keine Fantasy, sondern Mystery, weil die magischen und phantastischen Elemente im Hintergrund stehen und der Fokus stattdessen auf der Lösung eines (übernatürlichen) Rätsels liegt. Dennoch könnte er zugleich Paranormal Fantasy sein, weil zwei Figuren unsterblich sind. Oder Urban Fantasy, weil ein Großteil der Handlung in London spielt. Oder gar Thriller, weil das ein geläufiger Mix in diesem Genre ist (siehe »Sakrileg« von Dan Brown). Vielleicht sollte ich mich lieber für eines der neueren Genre-Mix-Labels wie Paranormal Mystery entscheiden? Tja, was weiß ich schon …
Darum beschreibe ich meine eigenen Bücher inzwischen mit Adjektiven. Sie sind »mystisch« und »düster«, ganz einfach, weil diese beiden Begriffe am besten auf sie passen. Meine neue Reihe (Projekttitel »Nirgendwann«) müsste ich andernfalls als Dark Urban Low Contemporary Paranormal Mystery Science Fantasy betiteln …
Mein Wunsch
Was ich mir wünschen würde: Weg von all diesen Subsubsubgenres. Weg von Schubladen. Mir reicht ein Hauptgenre. Alles andere ergibt sich aus dem Klappentext und dem Inhalt. Ich frage mich:
Was ist nur aus der guten alten Phantastik geworden?
Als ich vor vielen, vielen Jahren »Die unendliche Geschichte« von Michael Ende gelesen habe, wusste ich nicht einmal, was Fantasy überhaupt ist. Es war mir egal. »Die unendliche Geschichte« war – und ist – schlicht ein phantastisches Buch.
Eure Meinung
Wie steht ihr zu dieser Genrevielfalt? Ist es für euch eine Bereicherung oder Ver(w)irrung? Ich bin gespannt auf eure Ansichten dazu. Schreibt es in die Kommentare.
Seid ihr neugierig geworden auf mystische und düstere Geschichten? Dann schaut gern bei meinen Büchern vorbei. Oder folgt mir auf Instagram.
Abbildungen sind mit KI erstellt (Midjourney AI).
Mein eigenes Lachen über den Newsletter noch im Ohr, habe ich weitergeklickt auf den ausführlichen Artikel. Als eine, die mit dem Genre Phantastik nicht so vertraut ist, konnte ich beim Überfliegen schon einiges lernen! Aber mit dem Artikel habe ich jetzt ein Lexikon, wo ich immer nachschlagen kann, was was ist, sollten mir mal wieder Begriffe um die Ohren fliegen wie „Dark Fantasy“ o.ä. Ach ja: ich sage immer, es ist nicht mein Genre, aber die Unendliche Geschichte gehört ja dazu. Die habe ich natürlich auch gelesen.
Ich freu mich, wenn ich dich mit dem Newsletter unterhalten konnte :D.
Die wesentlichen Subgenres fasst der Artikel für den „Nicht-Fantasy-Leser“ zusammen, auch wenn die Auslegung diskutiert werden kann. Als Kind ist man wahrscheinlich weniger wählerisch, was man liest. Der Funke muss einfach überspringen. „Die Unendliche Geschichte“ darf man, wie ich finde, jeder Altersklasse auch heute noch empfehlen.
Liebe Mairi,
mir geht es ähnlich mit den Subgenres, und ich weiß auch nicht, in welches mein Buch passt, denn Elemente verschiedener Subgenres sind darin vorhanden – urban, dark, romantasy.
Was ich zunehmend in der Diskussion beobachte, sind Seitengefechte entlang der Genres rund um Altersgrenzen und Triggerwarnungen.
Es entsteht zuweilen der Eindruck, man müsse als Autor:in zu jedem Buch eine Menükarte vorausschicken, in der genau auf die Inhaltsstoffe hingewiesen wird. Könnte ja jemand allergisch reagieren! Das ist so ähnlich wie die Phobie, ans Telefon zu gehen: Früher wusste man nicht, wer anrief. Man ging einfach ran und sagte „Hallo“. Heutzutage sieht man, wer anruft, und entscheidet, ob man rangeht. %-)
Mir persönlich geht das auch zu weit – ich will ein Buch ja selbst entdecken und Zeit mit den Figuren verbringen und keine Liste im Vorfeld haben, die ich dann innerlich abhaken kann. Wenn es mir dann zu blutig wird oder mir das Menü nicht zusagt, kann ich immer noch abbrechen (hab ich auch schon gemacht). Aber alles im Vorfeld genau abgesteckt zu haben, ist zum einen fast unmöglich und zum anderen doch auch mühselig und dient am Ende nur den Leser:innen, innerhalb ihrer sehr engen Bahnen zu lesen, statt mal etwas anderes zu testen.
Liebe Grüße, Sonja
Liebe Sonja, das unterschreibe ich. Der Vergleich mit dem Telefon ist perfekt :D.
Triggerwarnungen gebe ich persönlich gar nicht. Wie sagte schon Erich Kästner: „Das Leben ist lebensgefährlich.“ Dafür gibt es auch keine Triggerwarnungen. Oder Tropes (das Thema wäre einen eigenen Beitrag wert).
Heutzutage fühlt sich „gefühlt“ jeder von irgendetwas getriggert. Recht machen kann man es sowieso niemanden. Und die Erwartungshaltungen laufen in alle Richtungen auseinander. Wer sich beim Lesen derart einschränken möchte, dem sei es gegönnt. Aber für mich waren und sind Bücher Geschichten, die ich entdecken und miterleben möchte und aus denen ich vielleicht sogar etwas lernen kann.
Und wie du schon schreibst – jeder kann doch selbst entscheiden, ob er ein Buch weiterlesen möchte oder nicht, wenn etwas für ihn nicht passt.
Liebe Grüße
Mairi
Hallo Mairi,
Da bin ich ganz bei dir mit den Triggerwarnungen, aber da gehen die Meinungen ja sehr auseinander. Mein Yogalehrer postete neulich den Spruch (sinngemäß): Deine Trigger liegen in deiner Verantwortung. Es ist nicht die Aufgabe der Welt, auf Zehenspitzen um dich herumzulaufen.
Das mag hart klingen für Betroffene, aber ich denke, dass dies der einzige Weg ist, sich mit Triggern auseinanderzusetzen – zumal sich die Fachwelt auch nicht einig ist, ob TWs nun was nutzen oder das Gegenteil dessen erreichen, was sie anstreben: Einer Theorie nach schüren TWs eine Erwartungsangst beim Leser, die dann als schlimmer empfunden wird, als ohne TW. Das kann man alles nachgoogeln – da gibt es Studien zu.
Mit Tropes auf der „Menükarte Buch“ sprichst du gleich das nächste an. Ich kenne das auch erst, seit ich auf Instagram aktiv bin ;). Ich kenne einige als „Motiv“ aus der Literaturwissenschaft, wobei die Tropes noch weiter gehen und ich zT selbst gar nicht weiß, welche es da alle gibt.
Viele scheinen ein Buch ganz genau einordnen zu wollen, bis ins kleinste Detail, dabei frage ich mich, ob uns das als Autor:innen nicht mehr einschränkt, weil man das ja auch unterbewusst im Kopf hat.
Nachdenkliche Gutenachtgrüße,
Sonja
Danke! Ich bin da voll bei deinem Yoga-Lehrer. Unsere Gesellschaft zelebriert einen regelrechten Opferkult, anstatt Verantwortung für sich zu übernehmen. Aber das ist ein anderes Thema. Ich gestehe, dass ich die ganzen Diskussionen der Fachwelt nicht verfolge.
Tropes war mir ebenfalls lange Zeit kein Begriff. Ich habe immer vermutet, dass das aus der FanFiction rübergeschwappt ist. Für mich ist das Schreiben in erster Linie Kunst, erst in zweiter Handwerk. Als Autorin möchte ich mich nicht einschränken lassen, darum beschäftige ich mich nur am Rande mit dem Buchmarkt, Trends, Strömungen, „Fachmeinungen“ etc. Aber das muss jeder Autor für sich selbst entscheiden.
Liebe Grüße und einen schönen Wochenstart
Mairi