Ein Mythos entsteht
Heute vor 112 Jahren versank die »Titanic«. In der Nacht vom 14. auf den 15. April rammte das damals größte Passagierschiff der Welt rund 550 Kilometer südöstlich von Neufundland einen Eisberg und versank. 1.514 Menschen verloren ihr Leben, etwa 700 Passagiere konnten gerettet werden. Der Untergang der »Titanic« zählt zu den größten Unglücken der Seefahrt.
Auch die Tatsache, dass die »Titanic« als unsinkbar galt, trug zu ihrem Mythos bei, der bis heute unvergessen bleibt. Zahlreiche Legenden ranken sich um ihren Untergang. Eine davon beflügelte einen eher unbekannten Autor zu einer … sagen wir … interessanten Geschichte. Oder war es möglichweise umgekehrt?
Entscheidet selbst.
Inhalt
ToggleUntergang der »Titanic«: die alternative Version
Das ist die Kurzfassung von Morgan Robertsons Geschichte:
Es ist eiskalte Aprilnacht. Ein Dampfer rammt im Nordatlantik einen Eisberg. An Bord befinden sich über 2.500 Menschen. Da es nicht genug Rettungsbote gibt, ertrinken die meisten von ihnen. Der Name des Dampfers? »TITAN«.
Der Plot-Twist
Die Story klingt wie eine schlechte Kopie des Untergangs der echten »Titanic«, oder? Trotzdem hat sie der heute weitestgehend in Vergessenheit geratene US-amerikanischer Autor Morgan Robertson in seinem bekanntesten Werk niedergeschrieben. Der Originaltitel seines Romans lautet »Futility« (Sinnlosigkeit), in der deutschen Fassung »Titan. Eine Liebesgeschichte auf hoher See«.
Doch jetzt kommt der Plot-Twist: Robertsons Buch erschien im Jahr 1898 – 14 Jahre vor dem Untergang der »Titanic«.
Es ist einer bekanntesten Mystery-Fälle der Geschichte. Darum wird er auch gern in verschiedenen Medien diskutiert, nicht nur in der Mystery-Szene.
Gemeinsamkeiten der beiden Schiffsunglücke
- Beide Dampfer segelten unter britischer Flagge.
- Sie fuhren auf der Strecke zwischen England und New York.
- Beide galten als unsinkbar.
- Ihr Volumen und ihre Größe glichen sich weitestgehend (»Titan«: 244 Meter, »Titanic«: 269 Meter).
- Beide waren aus Stahl gefertigt, hatten drei Propeller und zwei Masten.
- Sie boten jeweils eine Kapazität für rund 3.000 Passagiere, aber nur für etwa ein Drittel gab es Platz in Rettungsbooten.
- Beide rammten in einer Aprilnacht einen Eisberg mit der Steuerbordseite.
- Beide sanken über den Bug und rissen einen Großteil der Passagiere in den Tod.
- Der Ort ihres Untergangs liegt einige hundert Kilometer vor der nordamerikanischen Küste.
- Und nicht zuletzt: Beide trugen nahezu identische Namen: »Titan« und »Titanic«.
Unterschiede der beiden Schiffsunglücke
- Die »Titan« war nicht auf ihrer Jungfernfahrt.
- In der Unglücksnacht der »Titan« war es neblig, die »Titanic« hatte klare Sicht.
- Die »Titan« verließ New York und nahm Kurs auf England, die »Titanic« fuhr in die umgekehrte Richtung.
- Nur 13 Menschen überlebten den Untergang der »Titan«, den der »Titanic« dagegen rund 700 Menschen.
- Die »Titan« rammte zuvor ein Segelschiff, die »Titanic« hatte einen Beinahe-Unfall mit einem anderen Dampfer im Hafen von Southampton.
- Die »Titan« besaß neben der Dampfmaschine noch Segel.
- Die »Titan« sank innerhalb weniger Minuten, die »Titanic« in etwa zweieinhalb Stunden.
- Die Hauptfigur des Kapitäns erlebt weitere Abenteuer auf einem Eisberg.
Hat Morgan Robertson den Untergang der »Titanic« vorhergesehen oder war es Zufall? Das bleibt eine Glaubensfrage.
Reine Verschwörungstheorie, na klar!
Im Mainstream ist das Urteil recht eindeutig: Zufall. Schließlich stimmen nicht alle Punkte überein. Und wer darin ein mögliches übersinnliches Phänomen sieht, der spinnt. Frei nach dem Motto: Was nicht sein kann, das nicht sein darf.
Nach der gleichen Logik könnte ein Sahara-Bewohner Schnee leugnen, weil er noch nie welchen gesehen hat.
Gibt es Schnee? In meiner Welt ja. In einer anderen vielleicht nicht. Ich möchte den Wissenschaftler sehen, der beweist, dass Harry Potter nicht existiert. Kann er nicht. Jeder kennt Harry Potter.
Untergang der »Titanic« und der »Titan«: Eine Frage des Weltbildes
Ich frage mich: Wann hat der Mensch seine Phantasie verloren? Warum urteilen wir über die Wahrnehmungen, Erfahrungen und den Glauben anderer? Darüber könnte man jetzt philosophieren, ebenso über subjektive und objektive Realität, Quantenphänomene und mehr.
Doch ich möchte mich auf einige wenige für den vorliegenden Fall relevante Gedanken und Ideen beschränken.
Morgan Robertson selbst hat nie behauptet, seherische Fähigkeiten zu haben. Daher ist es leicht, die Geschichte als Zufall abzutun. Es ist die logische Erklärung in einer Welt, die alles rein mechanisch nach dem »Ursache-Wirkung«-Prinzip erklärt.
Leider lässt dieses Weltbild und die zu großen Teilen noch immer darauf aufbauende Wissenschaft kein »außerhalb davon« in ihrem Denken zu.
In einer Welt, die jedoch vom Bewusstsein als organisierendes Prinzip ausgeht – und die Quantentheorie bewegt sich in exakt diese Richtung – gibt es keine Zufälle, sondern nur die Beobachtung eines Zustandes oder einer Bewegung. Die Wahrnehmung eines bewussten Beobachters entscheidet darüber, welche Wirklichkeit entsteht. Zeit existiert darin nicht.
Warum also sollte Morgan Robertson nicht auf einer unbewussten, für ihn nicht greifbaren Ebene eine Vorahnung oder intuitive Wahrnehmung des bevorstehenden Unglücks gehabt haben? In einem Quantenuniversum wäre der Untergang der »Titanic« stets als eine Möglichkeit vorhanden – außerhalb eines definierten Zeitbegriffes. Geben wir noch die Möglichkeit eines Multiversums hinzu oder die »Viele-Welten«-Interpretation, dann existiert ein paralleles Universum und damit eine parallele Welt oder Realitität, in der die »Titanic« untergegangen ist, in einer anderen jedoch nicht (und alle möglichen Möglichkeiten dazwischen:).
Robertson könnte sozusagen auf einer höherdimensionalen Ebene (als der unseres physischen Verstandes) auf ein wahrscheinlich stattfindendes Ereignis in unserer Realität zugegriffen haben.
Wie entsteht Inspiration?
Vielleicht ist das eine der entscheidenden Fragen.
Reales und fiktionales Schiffsunglück – eine Synchronizität?
Möglicherweise besitzen wir alle die Gabe, Dinge wahrzunehmen, bevor sie »real« geschehen. Nur ist es uns nicht bewusst, da die Ereignisse meistens zu unauffällig sind, als dass wir ihnen eine größere Beachtung schenken. Und sie sind erst recht zu gering, um einen nachhaltigen Eindruck im globalen Bewusstsein bzw. im kulturellen Gedächtnis der Menschheit zu hinterlassen wie beispielsweise der Untergang der »Titanic«.
Der Psychoanalytiker C.G. Jung hat dafür bereits 1952 den Begriff »Synchronizität« geprägt. Synchronizitäten sind scheinbare Zufälle, die nicht auf einem kausalen oder ursächlichen Zusammenhang beruhen (»Wenn-dann«), sondern auf eine sinngebende und bedeutungsvolle Art miteinander in Resonanz gehen. In einem mechanistisch-deterministischen Weltbild wie dem unseren ist das undenkbar, in einem quantenphysikalischen jedoch nicht.
Darum ist Robertsons Roman über die »Titan« für mich kein reiner Zufall, sondern steht mit dem historischen Ereignis in einer »übersinnlichen« Verbindung – selbst wenn der einzige Grund für seine Entstehung derjenige ist, dass wir uns heute darüber Gedanken machen und unser Weltbild gründlich hinterfragen.
Dann hat das Werk seinen Zweck mehr als nur erfüllt.
Eure Meinung
Wie fällt euer Urteil zu Morgan Robertsons Roman aus? Hat er den Untergang der »Titanic« unbewusst vorausgesehen? Was sind eure Gedanken zu unserem herrschenden Weltbild – wird es Zeit, sich endlich davon zu lösen und eine Erweiterung zuzulassen?
Ich bin gespannt, wie ihr darüber denkt. Lasst es mich gern in den Kommentaren wissen.
Möchtet ihr noch mehr düstere und mystische Geschichten lesen? Dann schaut bei meinen Büchern vorbei. Oder folgt mir auf Instagram.
Abbildungen sind mit KI erstellt (Midjourney AI).