Die Zeit ist eine Dame

Time looked at her and said:
Don’t be afraid that I will end your life of laughter and wine.
I might take your body.
But your soul will last longer than mine.

– Madame Mercer’s Grimoire

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Diese  kleine Poesie-Idee auf Englisch hat sich neulich in meine Gedanken gestohlen.

Zeit ist ein Thema, das immer wieder in meinen Geschichten auftaucht. Eigentlich spielt sie sogar die geheime Hauptrolle. Wie würde die Zeit wohl aussehen, wenn wir ihr ein Gesicht geben könnten? Was, wenn Zeit ein bewusstes Wesen ist? Wir kleinen 3D-linge können doch überhaupt nicht erahnen, wie es sein könnte, wenn man aus höheren Dimensionen auf uns herabblickt.

Vielleicht ähnlich, wie wenn wir ein zweidimensionales Bild betrachten. Es kann zwar Gefühle in uns erwecken, aber wir nehmen es nicht als ein bewusstes Wesen war, sondern als einen leblosen Gegenstand auf einer Fläche. Doch wenn es ein lebloser Gegenstand ist, warum weckt er dann überhaupt Gefühle in uns? Vielleicht weil in allem, was wir erschaffen, etwas von uns selbst steckt? Aber können wir es dann noch leblos nennen?

Es ist nicht so einfach, Dinge in Kategorien zu unterteilen, wie es auf den ersten Blick scheint. Ich persönlich glaube, dass wir nicht einmal einen Bruchteil dessen wahrnehmen, was wirklich existiert, selbst in unserer täglich erfahrbaren 3D-Welt. Wir wissen zwar um bestimmte Dinge (zum Beispiel ultraviolettes Licht, Ultraschall), aber wir erfahren und erleben diese Dinge nicht im Alltag. Was also mag da draußen, da drinnen, in welcher Dimension auch immer, existieren, von dem wir nicht die geringste Ahnung haben?

Für mich ist die Zeit dafür ein gutes Beispiel. Wir wissen um sie, irgendwie, denn wir erleben aus unserer Warte heraus ein beständiges Fortschreiten der Zeit, ausgedrückt im Altern der Dinge, aber wirklich begreifen tun wir sie nicht. Physiker mögen sie in Theorien erklären, mathematische Formeln für sie finden, aber können sie sagen, was die Zeit wirklich ist? Ich denke nicht.

Damit bliebt sie für mich eines der faszinierendsten Dinge in unserem großen kleinen Universum, das wir nicht begreifen, beschreiben und erklären können, aber sehr wohl mit unserer Fantasie gestalten können. Und allein darum kann die Zeit doch nichts anderes sein als lebendig, nicht wahr?

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