Bedenke aber dies.

Wenn du die Äste eines verdorrten Baumes erblickst, schaust du in Wahrheit auf seine Wurzeln.

Der Stamm wächst tief durch das Erdreich hindurch und reckt seine Äste ins Zwielicht zwischen den Welten. Seine Baumkrone aber erblüht in ihrer vollen Pracht in der Anderswelt.

Wenn du den Wurzeln lauschst, kannst du ihre Stimmen hören. Sie filtern die Lebensenergie unserer Sphäre. Sie kommunizieren. Mit uns. Mit allem um sie herum. Und manchmal hört man durch sie auch ein Echo aus der Anderswelt.

Wenn unsere blühenden Bäume rauschen, dann ist das nicht nur der Wind in den Blättern. Sondern das Lied ihres Seins. Ihres Hier-Seins. Und ihres Da-Seins. Denn manch einer von ihnen erstreckt seine Wurzeln bis in das Land des Feenvolks, das sie hegt und pflegt. Denn die Feen wissen um ihre Bedeutung.

Dort wird kein Wald gerodet, kein Baum entwurzelt, keine Blume geschnitten, denn alles ist Leben.

Alles ist miteinander verbunden. Jeder Baum und jeder Strauch. Jede Blume, jeder Grashalm. Unsere Welt mit der anderen und ebenso jede Welt untereinander für sich.

Fliegt hier ein Schmetterling, wird er dort zum Schatten eines Adlers. Zerstäubt dort der Wind die Gischt eines Wasserfalls, spürst du einen Regentropfen.

Alles ist Harmonie.

Nur der Mensch trachtet danach, das Gleichgewicht der Natur zu zerstören.

Doch für jeden Baum, den er fällt, schwindet eine Seele ins Nirgendwann. Ohne Hoffnung auf Rückkehr. Denn die Welt strebt nach Ausgleich. Hier bleibt eine vage Erinnerung, dort verhallt nur noch ein Echo.

Wie unten, so oben.

Wir alle sind Echos.

– Madame Mercers Grimoire

 

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