Hommage an eine Spinne

Liebe Spinne, es tut mir leid, dass ich dich getötet habe.

Es war ein Versehen. Ich wollte dich aussetzen, nicht erdrücken. Du hast ein Nickerchen in dem Behälter mit dem Waschzeug gehalten. Als ich dich rausschütteln wollte, ist die Waschmittelpackung auf dich draufgefallen.

Wäre ich nicht so zimperlich gewesen, aus Angst, dir zu nahe zu kommen, hätte ich die Packung vorher entfernt. Dass dein Leben hier und heute geendet hat, ist allein meine Schuld.

Und das tut mir unendlich leid.

Ich hoffe, du kehrst zurück ins Große Spinnennetz des Universums, aus dem du entstanden bist, und vereinst dich mit dem Weisen Spinnengeist, der alle Spinnen erfüllt.

Wenn du magst, komm noch einmal zurück als kleines neugieriges Spinnchen, das meinen Keller erforscht. Oder als bunter Schmetterling und tanze im nächsten Frühling über die Wiesen.

Bis dahin ruhe dich aus.

Bis zum nächsten Leben.

– Mairi

 

Seit ich denken kann, leide ich an Spinnenphobie.

Früher habe ich mit den Biestern kurzen Prozess gemacht (sofern ich nicht in Panik erstarrt war). Es ging schließlich ums nackte Überleben (für mich, nicht die Spinne – so zumindest habe ich das empfunden). Ganz am Anfang habe ich Haarspray benutzt, in der Hoffnung, dass die Spinnen bewegungsunfähig werden und ich sie leichter totschlagen kann. Später kam der Staubsauger zum Einsatz, vor allem, wenn sie an den Decken hingen. Anders kam ich dort nicht an sie ran. Waren sie sehr nahe oder ich erschrocken genug, dann tat es auch ein Schuh. Letzteres war wohl die gnädigste Variante. Mit der Zeit ist mir immer bewusster geworden, wie grausam das ist. Wer von uns möchte denn vergast werden oder langsam qualvoll ersticken?

Jedes Wesen hat ein Recht auf Leben.

Seit ich etwas ländlicher wohne, gehören Krabbeltiere in der Wohnung zum Alltag. Das ist genauso ihre Welt wie unsere. Meine Spinnenphobie ist immer noch da, aber sie scheint in dem Maße weniger geworden zu sein, wie ich den Lebewesen mehr Respekt entgegenbringe.

Daher versuche ich die Spinnen einzufangen und draußen auszusetzen. (Zum Beispiel gibt es Schieber oder Saugrohre, die die Tierchen nicht verletzen und mit denen man sie ins Freie tragen kann).

Ich habe sogar eine Hausspinne. Sie heißt Rupert und wohnt schon länger hier als ich. Sie bewohnt eine Ecke meines Badezimmers. Und ich unterhalte mich manchmal mit ihr. Aber das ist eine andere Geschichte.

Die kleine Spinne aus meinen Keller hatte Pech (okay, so klein war sie nicht , vor drei oder vier Jahren hätte ich sie als gigantisch groß eingestuft). Einigen wir uns auf mittlere Größe. Eine typische schwarze Haus- und Kellerspinne, aber vermutlich kein ganz ausgewachsenes Exemplar.

Tatsächlich tut es mit mittlerweile innerlich weh, wenn ich eine Spinne töte, aus Versehen oder weil ich im Reflex nicht anders kann (hier greift dann immer noch der Überlebensinstinkt aus grauer Vorzeit).

Aber ich habe geschworen, dass keine Spinne mehr von meiner Hand grausam gerichtet wird.

Und ich glaube, die Spinnen danken es mir.

Meistens halten sie nämlich respektvoll Abstand. Und das ist auch gut so.

Für beide von uns.

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